Android 4.1 (Jelly Bean): Muss es jeder haben?

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Philosoph
17.610
Es ist um und bei neun Monate her, dass Google uns mit Android 4.0 (Ice Cream Sandwich) gezeigt hat, wie die Zukunft des mobilen Betriebssystems aussehen kann. Flüssigere Bedienung durch mehr Gesten und Multitouch, einfaches Personalisieren und gleichermaßen auf 3-, wie auf 10-Zoll Bildschirmen zu benutzen. Eine schicke neue Oberfläche (Holo), eine eigene Schriftart (Roboto) und neue Features für begeisterte Spielkinder, wie zum Beispiel Face Unlock. Android 4.0 ist auch der Startschuss für ein einheitliches Auftreten der verschiedenen Google Dienste gewesen. Ob Google+, der Play Store (ehemals Android-Market) oder auch Youtube, alles hat Stück für Stück ein einheitliches Benutzergefühl, man könnte fast sagen, eine Corporate Identity verpasst bekommen. Ice Cream Sandwich ist die „schöne neue Android-Welt“ und sie könnte noch viel schöner sein, wenn bloß alle Hersteller mitgezogen hätten. Android 4.0 sollte die zunehmende Fragmentierung verschiedener Versionen eindämmen, läuft aber aktuell nur auf etwa 11% aller Geräte. Auf der einen Seite hat Google es vielleicht versäumt, frühzeitig sicherzustellen, dass sein Plan einer Vereinheitlichung aufgeht. Zum anderen hat man vielleicht das Bedürfnis der Unternehmen unterschätzt, sich einerseits mit einem angepassten Betriebssystem auch bei der Software von der Konkurrenz zu unterscheiden (Sense, TouchWiz etc.) und andererseits natürlich eine neue Androidversion auch nur in neuen Modellen zu platzieren, um damit ein zusätzliches Kaufargument zu schaffen und keine weiteren Supportkosten für bereits abgeschriebene „Altgeräte“ aufbringen zu müssen.

An dieser Stelle ist die Idee der Vereinheitlichung leider gescheitert, wenngleich natürlich aktuell immer noch Geräte ihr Upgrade auf Android 4.0.x erhalten. Ist Google zu früh mit Android 4.1 hervorgekommen? Hätte man abwarten sollen, bis sich Ice Cream Sandwich wirklich etabliert hat? Darüber ließe sich trefflich streiten, schaut man sich den Hype und die Begeisterung um Jelly Bean an, erscheint es jedoch fast überflüssig, den Zeitpunkt überhaupt in Frage zu stellen. Man könnte die These aufstellen, dass Google die nächste Version nicht um ihrer selbst willen bereits im Juli vorgestellt hat, sondern es in höchstem Maße mit dem Tablet Nexus 7 zusammenhängt. Das ein qualitativ hochwertiges $200-Tablet nicht viel später hätte auf den Markt kommen dürfen, kann wohl kaum bezweifelt werden und mit seinem speziellen Darstellungsmodus für 7-Zoll Tablets scheint Android 4.1 für einen durchschlagenden Erfolg noch besser geeignet zu sein, als der Vorgänger. Das nun automatisch wieder die große Frage nach Jelly Bean-Nachrüstungen für bereits erhältliche Geräte losgeht ist eine Begleiterscheinung, die Google billigend in Kauf nimmt. Gleichzeitig erhöht das Unternehmen damit auch ein wenig den Druck auf die Hersteller, nach dem Motto: „Ihr habt beim letzten Mal viel zu lange gebraucht, kommt in die Hufe!“

Aber brauchen wirklich alle Geräte Android 4.1? Muss die Forderung nach einem Upgrade ebenso groß sein, wie beim Wechsel von Gingerbread zu Ice Cream Sandwich? Jener ist, nicht nur numerisch, ein Quantensprung gewesen. Wie oben geschildert, hat man das Gefühl, ein völlig neues System in Händen zu halten, wenn man zum Beispiel das Nexus S und das Galaxy Nexus mit ihren jeweiligen Stock-ROMs nebeneinander legt. Android 4.0 hat nahezu alles neu gemacht, Android 4.1 macht einiges besser. Die Interaktion mit dem Smartphone/Tablet, die neue Suchfunktion, die auf kombinierte Daten aus Kalender, Nutzerverhalten und Onlineinformationen zugreift - Jelly Bean soll aus Android einen persönlichen Assistenten machen, der einem ungefragt das Leben erleichtert.

Wer (zurecht) kritisch hinterfragt, wer wohl alles Zugriff auf diese Fülle an privaten Daten besitzt oder anmerkt, dass einige der Dienste, auf die das neue Android OS angewiesen ist, hier in Deutschland noch gar nicht so weit verfügbar oder ausgebaut sind, der kommt zu dem nicht falschen Schluss, dass Android 4.1 der sinnvolle nächste Schritt sein kann, aber eben nicht sein muss. Natürlich sorgt „Project Butter“ für mehr Bilder pro Sekunde und alle Apps sollen noch schneller und flüssiger laufen, diese Optimierungen sind jedoch nicht das Resultat von Kritik an einem langsamen Ice Cream Sandwich, sondern lediglich ein weiterer Schritt nach vorn. Natürlich erwarten wir, dass die Topgeräte von 2012 (HTC One S, One X(L), LG Optimus 4X HD, Samsung Galaxy S3) eher früher als später auf Android 4.1 aufgerüstet werden, eine längere Wartezeit fällt jedoch nicht so stark auf, wie zum Beispiel bei den sich verzögernden Upgrades von Sony oder Motorola, von Android 2.3 auf 4.0. Mitunter sollte man dazu bereit sein, sich auf einem 2011er Modell mit Ice Cream Sandwich zufrieden zu geben.

Die Verschiebung des neuen OS auf Mitte des Jahres sorgt außerdem dafür, dass andere Hersteller zum Herbst vorbereitet sind, wenn Google das (oder die) nächste(n) Experience-Smartphones mit Android 4.1 auf den Markt bringt. In diesem Fall könnte Jelly Bean die Version sein, mit welcher der Android-Markt etwas homogenisiert wird. Vorausgesetzt natürlich wir, die nach Innovationen lechzenden Nutzer treiben Google nicht dazu, im nächsten Frühjahr Android 5.0 (Key Lime Pie?) zu präsentieren.

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Diskussion zu den neuen Funktionen
Diskussion im Vergleich zu ICS
Umfrage zu Jelly Bean

(im Forum "Android Jelly Bean")

Weitere Beiträge auf Android-Hilfe.de
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Quellen:
Android - Android 4.1, Jelly Bean
Google’s Android Jelly Bean built with 7-inch tablets in mind - SlashGear
 
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