Testbericht: Honor View 20

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JSt225

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Mitte Januar hat Honor in Paris sein neuestes Flaggschiff, das Honor View 20, präsentiert. Das High-End-Smartphone zeichnet sich vor allem durch seine 48-Megapixel-Kamera und der ins Display integrierten Frontkamera aus. Ich konnte das Gerät einen Monat lang testen, nun ist es Zeit für einen ausgiebigen Testbericht.

Verarbeitung & Design

Für das View 20 hat sich Honor ein wirklich gelungenes Design einfallen lassen. Auf der Vorderseite springt natürlich sofort das nahezu randlose Display ins Auge. Die Frontkamera ist hier in einem Displayloch untergebracht, sodass der Bildschirm ganz ohne Notch auskommt. Die gläserne Rückseite hat Honor mit einem Laser so bearbeitet, dass sich ein reflektierendes, V-förmiges Muster ergibt. Durch die abgerundeten Kanten ist das Smartphone ein echter Handschmeichler, aber auch rutschig wie ein Stück Seife. Wer nicht schon nach kurzer Zeit einen Glasbruch erleiden will, sollte daher die mitgelieferte Silikon-Hülle verwenden.

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Neben einem Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Rückseite noch eine Dual-Kamera, bestehend aus einem 48-Megapixel-Hauptsenor und einem mit 5 Megapixeln auflösenden ToF-Sensor. Die Anordnung der beiden Objektive hätte Honor sicherlich eleganter lösen können. Anstatt beide Objektive zu einem Modul zusammenzufassen, hat der Hersteller den Hauptsensor nämlich in einem eigenständigen Kameravorsprung untergebracht, während sich die ToF-Kamera mit dem LED-Blitz einen separaten, etwas flacheren Vorsprung teilt. Das Ganze wirkt etwas altbacken, ist aber zu verschmerzen.

Den Telefonlautsprecher hat Honor am Übergang zwischen der Gerätevorder- und Oberseite positioniert. Darin befindet sich eine kleine Benachrichtigungs-LED. Durch die geringe Größe und aufgrund der Schräglage des Telefonlautsprechers ist diese aber leider kaum zu erkennen. Auf der Oberseite befindet sich neben einem 3,5-mm-Klinkenanschluss noch eine Infrarot-Schnittstelle, mit der sich das View 20 als Fernbedienung nutzen lässt. Die USB-C-Buchse hat Honor auf der Geräteunterseite untergebracht. Rechts daneben befindet sich ein einzelner Lautsprecher.

Display

Das IPS-Display des Honor View 20 misst 6,4 Zoll und löst in Full HD+ auf. Oben links befindet sich das bereits erwähnte Loch für die Frontkamera. Mit einem Durchmesser von 4,5 mm fällt dieses relativ klein aus. Zum Vergleich: Das Displayloch des hierzulande noch nicht erhältlichen Samsung Galaxy A8s misst 6,7 mm. Die asymmetrische Positionierung der Frontkamera mag auf den ersten Blick etwas stören, im Alltag hat sie sich aber als sehr angenehm erwiesen. Schon nach kurzer Zeit nimmt man die Displayaussparung kaum noch wahr. Gerade im Querformat, also etwa bei Spielen oder beim Betrachten von Videos, liegt das Blickfeld meistens in der Mitte des Displays, sodass das Loch kaum ins Auge fällt. Leider unterstützen noch nicht alle Apps das Displayloch. Während sich YouTube-Videos bereits im Vollbildmodus abspielen lassen, wird in vielen anderen Apps (z.B. Prime Video) noch ein künstlicher Displayrand eingeblendet, wodurch sich die Anzeigefläche unnötigerweise verringert.

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Am Displayloch ist die Ausleuchtung ungleichmäßig

Mit dem verbauten LCD-Display kommt das View 20 natürlich nicht an die Anzeigequalität von Handys mit OLED-Display heran. Gerade der Schwarzwert und die Blickwinkelstabilität lassen zu wünschen übrig. Dafür kann das Display mit seinen natürlichen Farben überzeugen und auch die Helligkeit ist ausreichend. Ärgerlich sind aber die rund um das Kameraloch und an den Displayrändern sichtbaren Schatten, die besonders bei hellen Hintergründen unangenehm auffallen.

Kamera

Honor setzt im View 20 auf Sonys IMX-586-Bildsensor. Dieser löst mit 48 Megapixeln auf und fasst standardmäßig vier Pixel zu einem zusammen, sodass sich letztlich ein Bild mit einer Auflösung von 12 Megapixeln ergibt. Durch dieses Pixel Binning erreicht die Kamera eine höhere Lichtempfindlichkeit, was sich vor allem bei der Verwendung des Nachtmodus bemerkbar macht. Dieser produziert sehr ansehnliche Bilder, erreicht aber nicht ganz das Niveau des Mate 20 Pro oder Pixel 3. Tagsüber lassen sich Fotos auch in der vollen 48-Megapixel-Auflösung aufnehmen. Mit dem Ultra-Clarity-Modus, der mehrere Bilder zu einem einzigen kombiniert, produziert die Kamera noch detailreichere Bilder. Dank der extrem hohen Auflösung ist auch der digitale Zoom recht brauchbar, erreicht aber natürlich nicht die Qualität eines optischen Zooms.

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Mit dem Nachtmodus des View 20 ist Sightseeing im Dunklen kein Problem

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Dank der hohen Auflösung ist das Bild extrem detailreich

Bei dem zweiten Kamerasensor handelt es sich um eine ToF-Kamera, die mithilfe von Infrarotstrahlen die Entfernung des zu fotografierenden Objekts misst. Honor will so den Hintergrund besser vom Vordergrund trennen können. In der Praxis schwächelt das View 20 dabei allerdings immer mal wieder und erzeugt unscharfe Konturen. Hoffentlich bessert Honor hier mit einem Update nach. Die ToF-Kamera hilft aber nicht nur beim Fotografieren, sondern ermöglicht auch diverse AR-Funktionen. So sind im Play Store erste Spiele erhältlich, die alleine durch die Bewegungen der Spieler gesteuert werden. Allerdings befindet sich die Technologie noch in den Kinderschuhen und es bleibt abzuwarten, ob sich daraus mehr entwickelt.

Sonstige Hardware

Mit dem Kirin 980 arbeitet im Honor View 20 das leistungsfähigste SoC, das HiSilicon derzeit im Angebot hat. Der im 7-nm-Verfahren gefertigte Prozessor sorgt für ein ruckelfreies Gaming-Vergnügen und stößt auch bei anspruchsvollen Spielen wie Asphalt nicht an seine Grenzen. Das uns zur Verfügung gestellte Testgerät verfügt über 8 GB RAM und 256 GB Speicher. Daneben gibt es noch eine Variante mit 128 GB Speicher und 6 GB RAM. Leider lässt sich der Speicher nicht per microSD-Karte erweitern, aber das kennen wir ja schon von einigen anderen aktuellen Smartphones.

Der 4.000 mAh große Akku verdient ein großes Lob. Im Alltag hält dieser locker zwei Tage durch. Und falls der Akku tagsüber doch mal schlapp machen sollte, ist er dank der 22,5-W-Schnellladefunktion zügig wieder geladen. Weniger überzeugend ist der Lautsprecher. Der Klang ist recht blechern und etwas zu leise.

Software

Honor liefert das View 20 mit Android 9 Pie und der hauseigenen Magic UI 2.0 Benutzeroberfläche aus. Diese entspricht weitestgehend Huaweis EMUI, bringt aber etwas andere Icons, eine neue Schrift und ein eigenständiges Farbschema mit sich. Leider hat Honor es sich nicht nehmen lassen, auch die ein oder andere Drittanbieter-App wie Booking.com, Amazon und Facebook vorzuinstallieren. Diese lassen sich aber glücklicherweise entfernen. Anders sieht das bei den Honor-eigenen Apps wie "Health", "HiCare" und "Phone Clone" aus, die man wohl oder übel hinnehmen muss.

Fazit

Mit dem View 20 hat Honor ein gelungenes Flaggschiff im Angebot. Das bisher teuerste Modell der Chinesen weiß mit seinen inneren Werten zu überzeugen und braucht sich in dieser Hinsicht nicht vor deutlich teureren Smartphones zu verstecken. Trotzdem müssen Nutzer die einen oder anderen Abstriche machen. So gibt es keine IP-Zertifizierung und trotz der Glasrückseite bietet das Smartphone keine Qi-Unterstützung. Wem das nicht so wichtig ist, erhält mit dem View 20 ein mehr als gelungenes Gerät. Die Kamera kann zwar nicht ganz mit denen anderer Flaggschiffe mithalten, dafür ist das View 20 mit einem Einstiegspreis von 569€ aber auch deutlich günstiger und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenige Wochen nach dem Verkaufsstart hat zudem auch hier schon der Preisverfall eingesetzt, sodass das Gerät schon ab rund 520€ erhältlich ist.

Diskussion zum Beitrag
(im Forum "Honor Allgemein")
 

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