Kampagne für "freies Android" - Wie, Android ist nicht frei? (Editorial)

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Philosoph
17.610
Ein grüner Andy (Googles Bugdroid), der seine Ketten sprengt und sich aus dem Joch von Google befreit. So wirbt die europäische Free Software Foundation für ihre aktuelle Kampagne. Im Kern geht es darum, zwar auf Android zu setzen, aber alle Dienste von Google runterzuschmeißen. Am besten funktioniert das natürlich über ein Custom-ROM wie CyanogenMod und damit man gar nicht erst in Versuchung kommt, soll auch nicht der Google Play Store benutzt werden, sondern eine Alternative wie zum Beispiel F-Droid. Die Aktivisten begründen ihre Kampagne damit, dass die meisten Dienste im Play Store nicht “frei” im Sinne von “Freiheit” sind und sensible/private Daten des Nutzers für kommerzielle Zwecke nutzen. Klingt in erster Linie toll, dass sich in Zeiten von Spähskandalen noch jemand um die Sicherheit privater Daten kümmert. Eine Liste mit “wirklich freien” Apps stellt die FSFE auch zur Verfügung. Frei mögen die sein, wirklich viele sind es aber nicht - von freier Auswahl (eigentlich ja ein Hauptmerkmal von Android) kann dabei also auch nicht die Rede sein. Na ja und dann ist natürlich auch immer die Frage der Kompatibilität mit dem eigenen Gerät. Im Google Play Store werde ich fündig, wenn ich einen "Exoten" besitze, der aber immerhin offiziell zum Ökosystem von Google gehört, je weiter ich mich vom Nucleus entferne, desto eher erwarten mich Schwierigkeiten, weil bestimmte Komponenten meines Smartphones gar nicht von diesen "wirklich freien Diensten" unterstützt werden. Wo für Hacker und Modder die Herausforderung anfängt, beginnt beim Normalnutzer aber der Frust.

Im Kern ist die Kluft, die von der FSFE hier aufgeworfen wird eine ähnliche, wie zwischen Android und iOS. Was will der Durchschnittsnutzer von seinem Smartphone? Er will, dass alles so funktioniert, wie in der Werbung und er will viele bunte Apps mit unterschiedlichen Klingeltönen und Hintergrundbildern (überspitzt formuliert). Ich persönlich bin schon ein sehr misstrauischer Mensch, habe mich aber trotzdem in die Google-Wolke begeben, denn ich finde es toll, wenn mich Google Now ungefragt auf Stau aufmerksam macht oder mir automatisch meine Hotelreservierung anzeigt. Wenn Google weiß, dass ich im Urlaub bin und anschließend meine Fotos für mich ordnet. Das dafür meine Kalendereinträge, eMails und Standortdaten miteinander verknüpft werden müssen, ist mir bewusst. Die Kampagne der FSFS kann sich unmöglich an jene Normalos richten, die im Zweifelsfall nicht wissen, welche Android-Version auf ihrem Gerät läuft, geschweige denn, dass man sein Smartphone auch rooten kann, um ein anderes, “noch freieres” Betriebssystem zu installieren. Jeder, der genau das weiß, beschäftigt sich dann aber wahrscheinlich eh schon mit der Frage, wieviel Privatsphäre er bereits ist aufzugeben, um seine persönliche Handlungsfreiheit auszuweiten.

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Quellen:
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