Streit um IP67

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mymomo

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Moin!
Ich hoffe das Thema ist hier gut untergebracht - mit geht es um die IP67-Zertifizierung vieler unserer Smartwatches.
Es gibt zwar auch einige Handys welche IP67 zertifiziert sind, aber ein Handy habe ich dann eher seltener unter einer Dusche ;o).

Kurz zur Erläuterung für die die es nicht wissen: IP ist die Abkürzung für "International Protection". Der dahinterstehende Code (in meinem Fall halt 67) ist aufgegliedert in zwei Ziffern, wovon die erste für den Schutz gegen Fremdkörper steht und die zweite zum Schutz gegen Wasser.

Ich bin da gerade im Streit mit einem Hersteller, dessen Smartwatch die IP67-Zertifizierung hat und wollte einfach mal euch fragen, wie ihr die Sache auslegt, bzw ob ihr gar fundiertes Wissen über die Sache habt.
Gleich vorab: Der Hersteller bietet mir auf Kulanz eine neue Smartwatch an, von daher alles halb so schlimm, aber zumindest ICH bin der Meinung, Kulanz hin oder her, der Hersteller hätte mir die Ware so oder so ersetzen müssen.

Kurz zum Vorfall:
Gestern mit der Uhr (wie einige Male zuvor auch schon) duschen gewesen. Ich weiß nicht ob es schlicht Zufall ist oder nicht, aber seitdem will das Mikrofon nicht mehr so recht. Ein Test über eine Voice-Recorder-App hat ergeben, dass Stimme gar nicht mehr wahrgenommen wird, leichte Stöße gegen das Uhrengehäuse aber noch aufgenommen werden. Ganz tot ist das Mikro also scheinbar auch nicht.

Nun, was sagen uns die Ziffern 67 eigentlich genau?
Die erste, also die 6 - und hier weniger wichtig für den Fall:
Code:
0 - kein Schutz
1 - Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 50 mm)
2 - Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 12,5 mm)
3- Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 2,5 mm)
4 - Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 1,0 mm)
5 - Geschützt gegen Staub in schädigender Menge
6 - Staubdicht

Also alles bis 6 ist inbegriffen.

Nun kommen wir zur 7:
Code:
0 - kein Schutz
1 - Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser
2 - Schutz gegen fallendes Tropfwasser bei Gehäuseneigung von 15°
3 - Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte
4 - Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
5 - Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel
6 - Schutz gegen starkes Strahlwasser
7 - Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen (30 Minuten in 1 Meter Tiefe)
8 - Schutz gegen dauerndes Untertauchen
9 - Schutz gegen sehr intensiven Wasserstahl, z.B. Hochdruck-Dampfstrahlreiniger

MEINER Auffassung nach, dürfte bereits ab der 5 ein Gerät mit einer 7ner Zertifizierung bereits unter der Dusche getragen werden dürfen, ohne das was passiert. Spätestens bei 6. Wenn man bei 9 schon mit einem Hochdruckreiniger dran darf, dann möchte ich mal wissen, wieso ein Hersteller behaupten möchte, IP67 sei für unter einer Dusche nicht geeignet.

Wie ich schon sagte - der Hersteller hat von selbst einen Austausch angeboten. Soweit, so gut, außer das ich das Risiko zukünftig nicht nochmals eingehen werde. Ich frage mich nur, wie die Uhr dann solch eine Zertifizierung bekommen konnte.

Was denkt ihr darüber?
 
Die meisten Hersteller lehnen eine Garantie für Wasserschäden ab. Deswegen halte ich auch von solchen Zertifizierungen nichts.

Das ist für mich auf dem Niveau Garantie erlischt beim öffnen der Verpackung.
 
Zwischen Schutzklassen und Garantie/Gewährleistung besteht, soweit ich das richtig verstanden habe, kein Zusammenhang. Warum sollte man sich dann im Fall der Fälle auf die Garantie berufen? Zudem wird es sehr schwer mit der Beweislast.
 
Die Beweislast habe aber nicht ich, solange sich das Gerät innerhalb der Garantie befindet.

Ich weiß auch nicht ganz ob ich dich richtig verstanden habe... Wieso sollte da kein Zusammenhang bestehen? Der Hersteller gibt plump gesagt an: Das Teil ist Wasserdicht. Ist es dann aber nicht. Das ist doch ganz klar nen Garantiefall?!?

Mich würde aber auch viel mehr interessieren, wie Ihr IP67 tatsächlich deutet.
 
Um es kurz zu machen, Streng genommen ist dein Fall kein Garantiefall. Man kann höchstens dem Hersteller vorwerfen schlecht informiert zu haben. "Die Aussage "30 Min 1M) heißt im Prinzip Wasserdicht < 1Bar.

Seriöse Uhrenhersteller würden sich nicht trauen sowas "wasserdicht" zu nennen. Beim Duschen entstehen durch das herabfallende Wasser leicht höhere Drücke als 1Bar. ich habe einige Jahre in einer Uhrenfirma gearbeitet, da stand in den Anleitungen:

3 Bar: => Geeignet zum duschen oder tragen im Regen Nicht Schwimmen oder tauchen. (Das sind wohlgemerkt 30 Meter Tiefe)
5 Bar: => Geeignet zum baden im flachen Wasser. (Nicht tauchen)


Gruß

Klaus
 
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Das ist interessant.
Erlaube mir aber die Frage: als was bezeichnet man denn dann 5 oder gar 6?
Ich habe mich halt ein wenig belesen und herausgefunden, dass zB vermehrt bei Innenbeleuchtung von Autowaschanlagen auf IP67 zertifizierte Lampen gesetzt wird.
Ich hab mich noch nie da mitten rein gestellt, würde aber schätzen das ist heftiger als ne Dusche ;o))
 
Ich kenne diese Einteilungen nicht.
Ich habe mir aber gerade mal die Anleitung zu einem "Top-Modell" meines ehemaligen Arbeitgebers angeschaut.http://www.seikowatches.com/support/ib/pdf/german/7x52_complete_ug_g.pdf
(Ist schon eine ganze Weile her, bin auch kein Uhrmacher sondern IT-Mensch) Da steht gleich auf der zweiten Seite:

"Lassen Sie kein Wasser direkt aus dem
Wasserhahn auf die Uhr laufen.
Der Druck des fließenden Wassers aus dem Wasserhahn
ist so groß, dass die Wasserdichtigkeit einer für den
täglichen Gebrauch wasserdichten Uhr beeinträchtigt
wird."

Auf Seite 35 steht dann zur Definition "Wasserdicht":

"Die Uhr ist für gelegentlichen Kontakt
mit Wasser im täglichen Gebrauch
geeignet." und dahinter: "ACHTUNG Nicht zum Schwimmen geeignet"

Mir ist keine wasserdichte Uhr bekannt, die nicht mindestens 3 Bar angibt. Das entspricht einer Wassertiefe von (theoretisch) 30 Metern. Wie gesagt, Zu IP67 kann ich nix sagen, aber 30 Minuten/1 Meter erscheint mir echt zu wenig um damit duschen zu gehen.

[EDIT]
Wikipedia sagt:
Bis zum Schutzgrad IPX6 (bei DIN EN 60529) bzw. IPX6K (bei DIN 40 050 Teil 9) sind die darunter liegenden Schutzgrade eingeschlossen. Bei den höheren Schutzklassen gilt dies für die Wasserschutzgrade 7, 8 und 9K nicht automatisch. Falls ein Einschluss einer niedrigeren Schutzart gefordert wird, ist dies durch eine Doppelbezeichnung angegeben, beispielsweise IPX6K/IPX9K.
(Schutzart – Wikipedia

D.h. Der Schutzgrad 7 schließt nicht zwingend die darunterliegenden Schutzarten mit ein. Damit passt, dass IPX6 scheinbar mehr Schutz bietet als IPX7.

[/EDIT]

Gruß

Klaus
 
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