Mysterium ZFS für NAS-Einsteiger (Kaufberatung/Fragen)

Basti1904

Basti1904

Stammgast
125
Hallo liebe AH-Community,

nach langem rumgeeier möchte ich mir endlich ein NAS anschaffen und würde mich über etwas Aufklärung eurerseits freuen. Vielleicht gibt es ja hier jemanden, der sich auch etwas mit dem Thema NAS beschäftigt hat.

Was habe ich mit dem NAS vor?

  1. regelmäßige Sicherung wichtiger Dokumente
  2. regelmäßige Sicherung meiner uralten, aber immer wieder erweiterten mp3-Datenbank
  3. unregelmäßige Sicherung meiner Smartphone Fotos
  4. Ablage meiner alten MKV-Video-Sammlung (kein 4K bisher, max. 1080p)
  5. Ablage meiner Retro-Rom-Sammlung
Was ist wirklich am wichtigsten für mich?

  • das die Dateien möglichst lang fehlerfrei bleiben
  • dass die Dateien einmal gespiegelt sind, also kein Datenverlust wenn eine Platte ausfällt
Was könnte in der Zukunft noch wünschenswert seien?

  • das die Datein (Fotos, mp3s, MKVs) auf einen noch nicht vorhandenen Smart-TV wiedergegeben werden können
Warum steht ZFS im Titel und was will der Typ hier eigentlich?

Also, weshalb ich nicht einfach ein Einsteiger-NAS kaufe und ein Datengrab anlege hat folgenden Hintergrund: mir ist meine mp3-Sammlung (ca. 40GB) ein wenig heilig, da ich mit der Musik viele Erinnerungen verknüpfe. Diese Sammlung kopiere ich seit ungefähr 18 Jahren immer wieder hin und her, von allen Endgeräten die man sich vorstellen kann. Leider hatte zwischenzeitlich einmal eine SD-Karte den Geist aufgegeben und ich hatte kein Back-Up. Nach Wiederherstellung mit entsprechenden Tools gibt es beschädigte mp3-Files, die teilweise im mp3 Player des Handys erst laufen, aber mitten im Lied dann zum nächsten Lied skippen. Ich meine wahrzunehmen, dass es immer mehr Dateien betrifft und die Dateien neue Fehler bekommen.

Ein Arbeitskollege hat mir dann vom ZFS-System erzählt, dass sich automatisiert selbst bereinigen soll. Da war ich natürlich direkt Feuer und Flamme. Jedoch finde ich dazu keine Informationen in Kombination mit Einsteiger-NAS Systemen, die meine Ansprüche bereits abdecken. Fertige NAS-Lösungen die ZFS unterstützen habe ich bisher nicht wirklich gefunden, außer das neu vorgestellte QNAP TS-H686-D1602-8G NAS System 6-Bay, welches aber bereits 1,6k€ kostet und für meine Ansprüche wahrscheinlich etwas überdimensioniert ist.

Was ist mir ein NAS wert?

  • ich wollte inkl. Festplatten max. 500€ ausgeben
  • das NAS überlege ich gebraucht zu kaufen
  • bei den Festplatten dachte ich bisher an Neukäufe: 2x jeweils 4TB -> aber von unterschiedlichen Herstellern, evtl. 1x Seagate Ironwolf 1x WD Red
Welche Fragen hab ich?

  1. Gibt es hier jemanden, der ZFS auf einem Synology DS220j oder ähnlichem ans Laufen bekommen hat?
  2. Was haltet ihr von ZFS im Bezug zu meinen Anforderungen?
  3. Was für ein NAS würdet ihr mir bei meinen Ansprüchen empfehlen?
  4. Habt ihr sonst noch Anmerkungen, Hinweise oder gute Quellen zum schlauer machen für mich?
Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und beste Gesundheit!
Basti
 
Basti1904 schrieb:
Fertige NAS-Lösungen die ZFS unterstützen habe ich bisher nicht wirklich gefunden
sind mir auch keine bekannt. Es gibt Projekte wie FreeNAS oder TrueNAS, aber da werden einfach die Mindestvoraussetzungen genannt und man muss sich dann selbst um Hardware kümmern.

Wenn du sonst keine Angst vor der Montage hast, kannst du dir ja selbst eins zusammenstellen. Die GUI der *NAS-Projekte nehmen dir in der Konfiguration ja einiges ab, wenn es dir im ganzen darum geht.
 
  • Danke
Reaktionen: Basti1904
Ich würde einen kleinen eigenen Server bauen - hab ich auch gemacht. Damit ist mal weit flexibler und billiger als mit einem NAS von der Stange.
  • Ich verwende ein kleines MiniITX-Gehäuse - namentlich ein Inter-Tech SC4004. Das kostet bei Alternate 65,90 Euro.
  • Dazu ein kleines Biostar-Board mit aufgelöteter AMD E1-6100 CPU. Die zieht zwar nich die Wurst vom Brot, aber für einen kleinen Server / NAS reicht das Teil völlig. Die CPU ist 64 Bit-fähig. Ist ein BIOSTAR A68N-2100K - Kostet bei Alternate 41,99 Euro.
  • Dazu noch 2x2 GB DDR3-RAM für das Board - 4 GB ist für einen headless Server schon fast Overkill. Derzeit sind davon gerade mal 10% belegt, und das mit OpenMediaVault nebst Diensten und pi-Hole. Die zwei Streifen haben gerade mal 10 Euro das Stück gepostet, zusammen also knapp 20 Euro bei Alternate.
  • Fehlt noch ein Netzteil - ich hab ein Seasonic Flex-ATX Netzteil da drin mit 250 Watt. Kostet bei Alternate 41,29 Euro.
  • Da das Board nur 2 S-ATA Anschlüsse hat, bekommt es einen S-ATA Controller dazu (das Board hat einen PCIe 16x-Anschluß, der aber nur mit PCIe 4x beschaltet ist). Ich hab einen mit ASMEDIA ASM1166 auf AliExpress für 17,70 Euro geordert, der wunderbar funktioniert. Inzwischen kostet der 18.75 Euro.
  • Dazu kommen noch 4x 30 cm S-ATA Kabel von Amazon. Kosten 2,80 Euro das Stück - im 5er-Pack 11 Euro.
  • Dazu noch ein Y-Stromadapter, da das Netzteil nur einen Molex-Stecker hat, das Gehäuse für den HDD-Käfig aber zwei Stromanschlüsse braucht: Kostet 1,59 Euro.
  • Da der Lüfter in dem Gehäuse ungeregelt ist, hab ich noch einen 120er Lüfter mit 3-pin Anschluß an den CPU-Anschluß des Boards gehängt (da die CPU passiv gekühlt wird, ist der frei). Den hatte ich noch liegen und hat mich nix gekostet. Sowas gibt es aber für deutlich unter 10 Euro. Das Board hat eine Lüfterrregelung, die selbst auf "Aggressive" gestellt relativ leise ist.
  • Eine alte 60 GB S-ATA SSD (Corsair ForceGT) hängt an die Seite des HDD-Käfigs gepappt an einem der beiden S-ATA Anschlüsse des Boards als Systemlaufwerk.
Unterm Strich hat mich der Server also gerade mal knapp 200 Euro gekostet. Dafür finde mal ein x86/AMD 64 fähiges NAS mit 4 GB RAM und 4 HDD-Einbauschächten :flapper:
  • Auf dem Server läuft Debian Linux (Network Install, ohne grafische Oberfläche belegt das zur wenige GB auf der SSD - ein USB-Stick würde es also als Bootlaufwerk auch tun).
  • Darauf läuft dann OpenMediaVault
  • Zusätzlich pi-hole als Werbeblocker, Portadresse geändert auf 8080, damit der sich nicht mit OpenMediaVault beißt.
  • Dazu ist MiniDLNA installiert als Medienserver.
  • Administriert wird der Server per SSH von Windows aus oder per Webinterface (OpenMediaVault, pi-hole).
In den Einbauschächten laufen 3 WD Red 3 TB-Platten als RAID 5 - ein RAID 5 hat den Vorteil, das eine der Platten ausfallen kann, ohne das die Daten verloren gehen und das nicht soviel Platz verschwendet wie eine Spiegelung (RAID 1). Im 4. Schacht steckt noch eine 120 GB SSD, die ich noch liegen hatte - wird aber quasi nicht verwendet inzwischen wieder entfernt und die 60 GB System-SSD freigegeben, da ist eh noch 45 GB frei.

Also wenn Du Dir sowas zutraust, kann ich so einen kleinen Server nur wärmstens empfehlen :) - Alternate hab ich deshalb gewählt, weil ich den Laden seit über 20 Jahren kenne und die auch alle Komponenten da haben. Vor allem das Gehäuse ist schwer zu bekommen.

Vorher hatte ich ein QNAP TS-431P NAS, das entspricht auch den Kriterien, aber das Teil war so lahm, das es keinen Spaß gemacht hat. Ein Neustart bei dem Teil dauerte 10 Minuten, pi-hole musste im Docker-Container laufen und das QTS OS ließ sich nicht anpassen, war verrammelt wie Fort Knox. Ist auch eine ARM-CPU drin und nur 1 GB RAM. Gekostet hat der Klotz deutlich mehr als mein Server - 250 Euro.

Viel Spaß beim basteln :)

PS: Ach ja, noch ein Hinweis: Ein RAID ersetzt kein Backup! Ich habe noch 2 6 TB Seagate-Platten, die ich aus 2 externen Seagate-Gehäusen ausgebaut hab (sind deutlich billiger als lose), auf diesen sichere ich die Daten des Servers per Batchdatei und robocopy von meinem PC aus (Spiegelung) auf die Platten redundant. Warum ersetzt das trotz der hohen Ausfallsicherheit kein Backup? Weil auch zwei Platten gleichzeitig theoretisch ausfallen könnten oder Überspannung den ganzen Server mit Platten grillen könnte - oder schlicht Malware die Daten verschlüsseln und/oder löschen könnte.

PPS: Die HDD-LED habe ich abgezogen, die war zu hell im dunklen Flur direkt vorm Schlafzimmer - und einen kleinen Piepser hab ich noch angeschlossen, sowas war beim Gehäsue leider nicht dabei. Beim Neustart und wenn Linux / OMV hochgefahren ist, macht der Server eine Piestonkombination - recht praktisch.
.
 

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  • Danke
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Danke für die Antworten.

Ich bin allerdings echt noch am Hadern und tendiere mit der Anschaffung zu warten, bis es für Consumer akzeptable fertige ZFS-fähige NAS zu kaufen gibt. Auch wenn ich prinzipiell Bock auf etwas Basteln und tüfteln hab, würde ich mich damit wohler fühlen ein Gerät zu verwenden, welches genau für diesen Zweck konzipiert wurde und bei dem ich nicht versehentlich als Laie Flaschenhälse oder gar Schwachstellen miteinbaue (und später dadurch Ärger bekomme)...

PS: Oder ich setze statt auf ZFS auf BTRFS aber da muss ich mich noch etwas mehr einlesen. BTRFS wird von Synology auch in den kleinen Consumer NAS bereits unterstützt.
 
Zuletzt bearbeitet:
NAS != Sicherungsmedium, MP3 kein Archivierungsformat, nimm zur Sicherung deiner Musikdateien, deiner Dokumente einfach eine externe Platte. Wenn dir bestimmte Musikdateien wichtig sind, archiviere sie lossless, als Flac oder in anderem verlustfreien Format. So kannst du dir immer wieder neue mp3 erzeugen, falls mp3 Files nicht mehr brauchbar sind, gelöscht werden usw.
 
  • Danke
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Basti1904 schrieb:
Auch wenn BTRFS beworben wird, als wäre es der heilige Gral, sollte man immer noch im Hinterkopf behalten, dass sie nicht mal Raid5/6 stabil bekommen haben. Zwischendurch gab es auch immer wieder "lustige" Fehler.
Ich würde also eher zu ZFS tendieren, wenn die Daten auf dem Speicher wichtig sind.
 

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