Erfahrungsbericht Marshall Minor III

soeschelz

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Dauergast
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Einleitung

Nachdem ich vor ca. 1,5 Jahren schon meine Erfahrungen mit den Xiaomi Mi True Wireless Headphones 2 Basic / Mi Air 2 SE mit euch geteilt habe, möchte ich jetzt auch berichten wie ich die Marshall Minor III finde.

Vorweg noch kurz zu den Mi Air 2 SE: Ich war ja die erste Zeit damit super zufrieden und für den Preis würde ich sie bedingt auch noch immer empfehlen. Leider ist bei mir der rechte Kopfhörer nach ca. 5 Monaten ausgefallen, wobei man aber auch immer bedenken muss, dass ich wirklich viele Stunden damit gehört habe von Montag bis Freitag ca. 6-10 Stunden pro Tag und am Wochenende auch immer 1-2 Stunden täglich und das auch bei Regen, Hitze (Schweiß) und Kälte.
Nachdem die Mi Air 2 SE also unbrauchbar waren habe ich mir die Xiaomi Mi Air 2S geholt bzw. die globale Version davon, da diese inzwischen für unter 50€ zu bekommen war. Diese waren vom Klang eine Klasse besser als das günstigere Modell und ansonsten vergleichbar. Aus irgendeinem Grund sind sie aber seit ca. September sehr leise, dachte erst das liegt an Android 12, aber auch bei anderen Smartphones waren sie nicht lauter, daran dass sie dreckig sind kann es nicht liegen, ich reinige meine TWS spätestens jeden 2. Tag mit Isopropanol und einer Zahnbürste.
Danach hab ich mir die Razer Hammerhead X im Angebot für 49€ geholt, die vom Sound und von der Lautstärke her einfach eine ganz andere Liga als die Xiaomis sind und auch noch eine brauchbare App bieten, zusätzlich bieten sie einen Gaming-Modus bei dem die Latenz niedrig genug ist um sie auch dafür benutzen zu können. Leider kann ich die nicht längere Zeit tragen, weswegen ich sie jetzt nur noch für die Switch benutze.

Das bringt mich also nun zu den Marshall Minor III, die mich schon bei der Vorstellung gereizt haben. Ich mag die Abstimmung der Bluetoothlautsprecher sehr, und auch die Minor II haben mir in der Beziehung gefallen, nur das Kabel hat mich da gestört. Ich weiß, es handelt sich bei den Bluetoothlautsprechern und -kopfhörern nicht wirklich um Marshall-Produkte, sondern um Geräte die in Lizenz hergestellt weren. Das ist ja aber auch kein Problem, wenn sie was taugen, was bisher meiner Meinung nach immer der Fall war.
129€ UVP sind aber wirklich eine Ansage, zumindest für mich, weswegen ich sie mir nicht gleich zum Launch geholt habe. Vor 2 Wochen hab ich sie dann für 99€ im Mediamarkt vor Ort gesehen und mitgenommen. Immernoch viel Geld, aber ich brauchte neue TWS-Kopfhörer.

Unboxing & erste Eindrücke, Tragekomfort

Der Lieferumfang und die Verpackung ist schnell abgefrühstückt, man bekommt die Kophörer, das Ladecase, ein kurzes USB-C-zu-A-Kabel und ein bisschen Papierkram, wie üblich also.
Das Ladecase ist in der für den Hersteller üblichen Lederoptik gehalten, auch wenn es nur hartes Plastik ist. Es fühlt sich einigermaßen robust an, ist kompakt und sieht gut aus. Es kann kabellos geladen werden, auf der Unterseite befindet sich neben dem USB-C-Port noch eine Pairingtaste. Auf der Vorderseite ist das Herstellerlogo aus weißem Gummi ins Ladecase eingelassen. Das wird sicher nicht lange so strahlend weiß bleiben.
Beim Öffnen des Cases ist mir gleich aufgefallen, dass das Scharnier nicht so leichtgängig ist, wie bei den meisten anderen TWS-Cases. Es "schnappt" nicht so schön auf, wenn man es mit einem Finger nach oben drückt, sondern man muss es wirklich den ganzen Weg öffnen. Dabei fühlt es sich aber nicht billig an, es ist halt nur ungewohnt. Ein Vorteil davon ist, der Deckel wird nie zufallen während man die Kopfhörer rausholt oder von alleine in der Tasche aufgehen.
Nun zu den Kopfhörern, die haben grundsätzlich die typische (Zahnbürstenkopf-)Form der Airpods 1 und 2, sind jedoch ein bisschen kürzer und komplett matt-schwarz mit einem Messingakzent an der Unterseite des "Stiels" wo das Mikrofon zum Telefonieren sitzt. Der Stiel hat ein raues Profil, das ein wenig an einen Drehregler von manchen alten Lautsprechern erinnert und auf der Außenseite des eigentlichen Kopfhörers befindet sich ein "M" eingraviert und weiß bemalt.
Vom Sitz her muss man sagen, es ist wie immer bei Earpods/ Half-In-Ears, entweder sie passen oder eben nicht. Mir haben in den ersten Tagen die Ohren weh getan, ich glaube aber eher, dass es von der Erkältung kam die ich hatte, denn die komplette letzte Woche hatte ich keine Probleme, zumindest nicht mehr als immer wenn ich über viele Stunden TSW-Kopfhörer trage.
Von der Größe her passen sie bei mir perfekt und auch nach langem Tragen rutschen sie nicht aus dem Ohr, oft spüre ich sie nicht mal wirklich und da sie wirklich relativ kompakt sind kann man sie auch bequem unter einer Kapuze oder lockeren Stickmütze tragen.

Das Pairing war super einfach, ich hab das Case geöffnet und schon hat sich an meinem Pixel ein Popup geöffnet, wie es beim iPhone und Airpods auch ist. Bei Geräten die das Fastpairing nicht haben muss man unten den Pairingbutton drücken und dann normal über die Bluetootheinstellungen verbinden. Bei meinem Pixel wird in den Bluetootheinstellungen der Ladestand von beiden Kopfhörern und dem Case einzeln angezeigt, wobei das Case oft 100% anzeigt, obwohl es nicht stimmt. Ab und an bekomme ich auch eine Benachrichtigung die eine Weile da bleibt und den Akkustand anzeigt, wie ich diese dauerhaft an oder ausschalten kann hab ich noch nicht raus, bin aber für Tipps dankbar. Außerdem wird in den Einstellungen auch die geschätzte Laufzeit in Stunden und Minuten angezeigt, man kann aptX aktivieren und deaktivieren, das Gerät suchen, Kontaktfreigabe, Medien-Audio und Telefonanrufe einstellen.

Sound, Lautstärke und Akkulaufzeit

Nun aber zum wichtigsten Punkt, wie klingen die Minor III? Das polarisiert wohl die meisten Leute, denn die Minor III sind definitiv nicht für Jeden. Wer viel klassische Musik hört ist ebenso falsch wie Leute die hauptsächlich elektronische Musik hört. Ich bezeichne den Sound immer als "Marshall typisch", weil es mich immer in meine Jugend zurückversetzt, als ich auf Konzerten von kleinen Rock-/Metalbands war, deren Equipment oft aus gebrauchten, mehrere Jahrzehnte alten Marshall-Amps bestand.
Es ist ein typisch rockig-dreckiger Sound ein bisschen "kratzig", ohne dabei stark zu verzerren oder billig zu klingen, ich kann es nicht besser beschreiben, hat aber nichts mit dem Kratzen vom 5€ Fake-Airpods zu tun. Trotz des "kratzigen" Sounds klingen die Minor III keinesfalls dünn wie es oft der Fall bei günstigen TWS-Kopfhörern ist. Und für die Bauform kommt auch einigermaßen gut Bass rüber, nicht so stark wie bei In-Ears mit Silikonplug und auch die Razer Hammerhead X bieten mehr Bass, aber dennoch gefällt mir der Bass.
Am besten passen sie also zu Musik mit Gitarren, Bässen und Schlagzeugen. Rock, Punk und Metal hören sich einfach grandios an, aber auch Liedermacher (z.B. Götzwidmann, Söllner, AnnenMayKantereit) passen gut. Ich höre damit aber auch einzelne HipHop-Künstler (Dame, Casper, Materia usw.) und bin damit sehr zufrieden. Außerdem höre ich viele Hörbücher und Podcasts, diese können je nach Sprecher ein bisschen harsch klingen, bisher war es aber immer im Rahmen.

Die Lautstärke ist wirklich gut, wo ich bei den Xiaomi TWS grundsätzlich bei 60% in ruhiger Umgebung und bei 80%-100% auf der Arbeit war, liege ich jetzt bei 30%-40% daheim und 60%-70% auf der Arbeit, wo permanent ein Heißluftfön vor mir läuft. Ich würde sagen, damit sollte für 95% aller Käufer die Lautstärke mehr als ausreichen. Natürlich siegeln die Minor III auf Grund ihrer Bauform nur äußert spärlich ab und auch ANC gibt es nicht, aber das sollte jedem klar sein, der sich für Half-In-Ears interessiert.

Die Akkulaufzeit bewegt sich genau auf dem angegebenen Niveau, also 4,5-5,5 Stunden am Stück. Ob die 25 Stunden mit Ladecase hinkommen kann ich nicht so genau sagen, da ich sie jeden 2. Tag lade, aber gefühlt passt es. Das Laden der Kopfhörer im Case bewegt sich auch im Rahmen dessen was ich gewohnt bin, also ca. 1-1,5 Stunden vom 0% auf 100% auch wenn ich das eher seltener mache, meist lade ich immer wieder kurz über den Tag verteilt. Auch das Ladecase braucht ungefähr die gleiche Zeit an einem normalen 7,5 Watt Ladegerät. Also alles Paletti.

Sonstiges & Fazit

Was ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe ist die Bedienung. Die Kopfhörer haben eine Touchfläche die allerdings nicht immer gut zu treffen ist, sie befindet sich, glaube ich, knapp unter dem eingravierten "M". Ich habe aber mit Touchflächen an TWS-Kopfhörern grundsätzlich meine Probleme, liegt also vielleicht an meinen Fingern. Wie dem auch sei, einmal kurz tippen pausiert den aktuellen Titel und setzt ihn auch wieder fort oder nimmt Anrufe an bzw. beendet sie, zweimal tippen springt zum nächsten Titel, dreimal tippen springt zurück. Es gibt also keine Lautstärkeregelung und keinen Assistent-Shortcut, vor allem Letzteres finde ich gut.
Zum Pausieren kann man auch einfach einen der Kopfhörer aus dem Ohr nehmen, da sie einen Annäherungssensor haben, das funktioniert meistens gut, manchmal dauert es aber auch 1-2 Sekunden länger bis die Wiedergabe pausiert.
Es gibt keine App, da die Kopfhörer aber auch kein ANC hat und ich mit den Gesten zufrieden bin, sofern sie bei mir funktionieren, stört mich das nicht. Es könnte aber für den Ein oder Anderen ein KO-Kriterium sein.

Abschließend muss ich sagen, unterm Strich bin ich zufrieden mit den Marshall Minor III. Dass die Touchgesten nicht immer gleich funktionieren, geschenkt, das hat bei mir noch bei keinen TWS-Kopfhörern gut funktioniert. Den Sound muss man mögen und ich tue das sehr, es ist fast als wären sie genau für mich abgestimmt worden. Die Optik ist gleichzeitig von weitem dezent und bei genauerem Hinsehen erfrischend ungewöhnlich. Der Preis ist meiner Meinung nach gerechtfertigt, auch wenn sie auch für 100€ nicht wirklich günstig sind.
Für jemanden der meinen Musikgeschmack teilt würde ich die Minor III uneingeschränkt empfehlen, für alle Anderen ist es schwierig, da muss der Einzelne schauen ob der Sound zu seinen Hörgewohnheiten passt. Daher gibt es von mir, auch wenn ich sehr sehr zufrieden bin, nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung, da man den "Marshallsound" wirklich mögen muss.

Fall ihr Fragen habt, dann immer raus damit, ich werde mich bemühen sie zu beantworten.
 
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Danke für deinen Bericht, da ich auch schon mit den Minor III geliebäugelt habe. Dein Test hat mir die Frage beantwortet, ob es eine App gibt, leider nein. Das hatte ich noch nicht geklärt bekommen. Und damit sind die Minor III für mich raus. Ich werde mir nie wieder BT-Kopfhörer ohne eigene App kaufen, denn es ist mir wichtig, den genauen Akkustand zu kennen. Denn die Angabe zum Akkustand, die Android im Kontrollzentrum einblendet, ist nichts weiter als eine grobe Schätzung. Das habe ich leider schon bei diversen Kopfhörern und Androiden erfahren müssen. Gern ging/geht der Kopfhörer wegen leerem Akku aus, während das Kontrollzentrum noch 30 Prozent anzeigt, erst gestern wieder erlebt. Trotzdem vielen Dank für die Mühe, die du dir mit deinem Bericht gemacht hast.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Blacky12 Das mit der App steht aber auch direkt auf der Seite der Minor III

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Das was du ansprichst habe ich bei ganz billigen TWS-Kopfhörern auch schon gehabt, aber bei den Minor III ist es ziemlich genau, dank Fastpairing und Bluetooth 5.2 übertragen die Kopfhörer auch ohne App den tatsächlichen Akkustand auf 10% genau.
Auch bei den Apps muss man aufpassen, hab bei diversen Herstellern auch schon gesehen, dass die komplett falsche Werte anzeigen.
 
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