Doogee Valencia2 Y100 Pro im Hands-On: Budget geht besser [Review]

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
P-J-F

P-J-F

Philosoph
17.610
Mein Test des Valencia2 Y100 Pro (nicht zu verwechseln mit dem “normalen” Y100, welches Sebastian schon im Review hatte) hat mit jeder Menge Frust angefangen, denn die anfängliche Freude über den großen Lieferumfang ist direkt großem Ärger über den Aufbau des 5-Zollers gewichen. Ich habe die Rückseite einfach nicht abbekommen - und sowas hab ich vorher noch nie erlebt. Da das Backcover ums Gehäuse herum geschwungen ist, muss man den Fingernagel in die Kante pressen, das Cover sitzt aber an den Ecken jeweils so bombenfest, dass man es einfach nicht runterschieben kann. Wer sich das ausgedacht hat, gehört wirklich bestraft. So macht es doch keinen Spaß, ein neues Gerät in Betrieb zu nehmen, ganz egal, wie viel oder wenig Geld es gekostet hat. Das Problem: Selbst einen eingeschränkten Test mit Wlan könnte ich nicht machen - ganz zu schweigen, dass wir hier keine halben Sachen machen - da erst noch ein Stück Folie vom Akku entfernt werden muss, um diesen “scharf” zu machen… Selbst als ich dann eine Ecke freigelegt hatte, war der Rest immer noch ein einziger Krampf! Schlussendlich hab ich es dann doch hinbekommen und immerhin wird es mit der Zeit wohl auch etwa einfacher, je ausgeleierter das Backcover dann ist. Wer jetzt lieber direkt das Video zum Test anguckt, kommt hier direkt zu unserem Youtube-Kanal.

In der Hand liegt das Valencia2 Pro Y100 dafür aber richtig gut - immerhin es es ja mit 5-Zoll auch schon beinahe ein Vertreter der Kompaktklasse. Das eben noch um die Seiten geschwungene Backcover sorgt in Verbindung mit dem 2,5D-Glas (das einfach nur so heißt, weil es ebenfalls etwas über den Rand hinaus “fließt”) für eine Einheit. Allerdings gibt es direkt das nächste Ärgernis und zwar mit der ab Werk aufgebrachten Schutzfolie. Diese ist ziemlich dick, aber nur so breit wie das Display und nicht wie das komplette 2,5D-Glas. Das sorgt so für einen Treppeneffekt zwischen Gehäuse, Glas und Folie, der nicht nur den Budget-Charakter eindrucksvoll unterstreicht sondern mit seinen scharfen Kanten beim Telefonieren auch richtig unangenehm am Ohr und der Wange ist. Außerdem: Wenn ich schon dem Käufer die Entscheidung vorwegnehme, ob ich so eine dicke Plastikfolie über meinem Display haben möchte, dann muss ich die wenigstens korrekt anbringen - bei unserem Testgerät gibt es ziemlich mittig einen Lufteinschluss und das sieht einfach nur bescheiden aus

01.JPG 03.JPG 04.jpg
04.jpg 05.JPG 06.JPG 07.JPG

Und wenn ich schon am meckern bin: Im Handbuch und auch auf der Homepage erzeugt Doogee den Eindruck, dass sein Valencia2 Pro eine Rückseite aus Metall besitzt, dem ist aber gar nicht so! Liest man weiter steht nämlich kleingedruckt und verklausuliert, dass in der silbernene Farbe, mit der das Backcover besprüht ist, Aluminiumpulver vermischt wurde. Freunde, Kunststoff ist doch nichts, was man verschleiern muss! Denn die Verarbeitung ist ansonsten für ein solch günstiges Smartphone echt in Ordnung. Gute Druckpunkte, keine wackelnden Schalter und saubere Kanten/Spaltmaße. Nach einigen Tagen im Gebrauch habe ich meinen Anfangsverdacht, dass die Rückseite mitunter ziemlich rutschig wird, ebenfalls revidiert.

Rein ins System und da war ich - für ein Importgerät - als erstes gleich positiv überrascht, dass Deutsch schon als Sprache voreingestellt gewesen ist. Danach herrschte aber erstmal trotz angeblich Android 5.1 (Lollipop) Orientierungsbedarf, die Benutzeroberfläche ist nämlich von vorne bis hinten verändert. Play Store, Maps, der Browser und sogar die SMS-App - alles hat ein Doogee-Eigenes Icon und das verwirrt den versierten Android-Enthusiasten zunächst etwas. Immerhin gibt es aber so gut wie gar keine Bloatware - mehr noch, sogar etliche der gewohnt vorinstallierten Google-Dienste fehlen. Ob nun Chrome, Drive oder sogar Youtube, alles habe ich dann erstmal händisch heruntergeladen. Das ist für den Profi ebenfalls kein Problem, wer jetzt als Anfänger das Valencia2 Pro in die Finger bekommt, der hat da schon die erste Hürde zu meistern.

11.png 12.png 13.png 14.png

Dank knapp 11 Gigabyte freiem Speicher und 2GB RAM läuft während der alltäglichen Nutzung aber alles flink, wenngleich sich die Apps beim Wechsel per Multitasking schon mal die eine oder andere Denksekunde nehmen - dramatisch ist das aber bei einem Gerät dieser Preisklasse nun wirklich nicht. Zu Höchstleistungen lässt sich das Smartphone aber nicht antreiben, das eingebaute 64-Bit Quad-Core SoC (System on a Chip) MT6735P von MediaTek, spielt zwar in etwa in der gleichen Klasse wie Qualcomms Snapdragon 410, macht aber bei einer maximalen Taktgeschwindigkeit von 1GHz zu. Im AnTuTu-Benchmark reicht es dann auch nur zu knapp 20.000 Punkten. Insgesamt gibt es aber im Alltag, also beim Surfen (4G/LTE läuft im Netz der Telekom SEHR stabil und schnell), Mails schreiben und Musik hören überhaupt keine Beanstandungen. Liegt natürlich auch daran, dass die Auflösung bei 720p gehalten wurde, was aber bei dieser Größe ebenfalls völlig ausreicht. Die Farbdarstellung des Display ist etwas kühl geraten, allerdings sind die Schwarzwerte subjektiv so hoch, sprich die Bildwiedergabe so dunkel, dass man glatt auf die Idee kommen könnte, es handelt sich um ein AMOLED und kein IPS LCD Panel.

21.png 22.png 23.png

Von der Performance zum Handling: Doogee hat asia-typisch ein paar Kniffe eingebaut, die einem das Leben leichter machen sollen. Neben Double-Tab-to-wake gibt es auch eine Gestensteuerung, um die Kamera oder den Browser direkt aus dem Stand-By zu starten. Das hat während meines Testlaufs nur leider nie funktioniert! Ob nun das “c” für die Kamera oder das “e” für dem Browser - alles hat mich zum normalen Lockscreen geführt, den ich dann nach oben wischen musste, um zur PIN-Freigabe zu kommen - alles also ganz genau so, wie den An/Aus-Schalter zu benutzen. Da Letzteres auch keine zwei Sekunden zum Erkennen und Laden dauert, sind diese Schnellzugriffe also eher hinderlich.

So richtig positiv überrascht bin ich dagegen vom Sound gewesen. Die Kopfhörerbuchse, bzw. die Techik daunter bekommt mal eine fette 1+ mit Sternchen. So satt, mit allen Höhen und Tiefen, ohne irgendwo am Equalizer zu stellen und das nur beim Test über die Youtube-App, das hatte ich lange nicht bei einem Test-Smartphone. Der kleine einzelne Lautsprecher auf der Rückseite kann da leider nicht mithalten, von dem gibt es die bekannte, schwache Einheitskost. Dass die Lautstärke auch noch recht gering ist, fällt eher positiv aus, so kann nichts übersteuern und in Bus&Bahn niemand zu sehr damit herumnerven (als Hamburger kann das ein Kriterium sein…)

Bleiben die Kameras und da ist zunächst mal eine kleine Erwähnung zur Bauweise fällig. Die hintere 13-Megapixel-Cam steht nämlich etwas aus dem Gehäuse hervor - nicht viel, aber genug, damit der Schutzring um das Objektiv auf der Tischplatte aufliegt. Die Oberfläche ist nicht so intuitiv, wie bei anderen Apps. Dafür gibt es Serienbildaufnahme, mehrere Blickwinkel (also eine kurze Bilderstrecke, die hinter stufenlos hin- und her gescrollt werden kann und einen Livemodus, der eine Videoaufnahme macht und daraus offenbar immer wieder Schnappschüsse als Zweitansicht zieht - so ganz habe ich das ehrlicherweise auch nicht verstanden. Statt all dieser Spielereien sollte man bei Doogee nämlich lieber mal die Bildqualität hochschrauben, die Ergebnisse sind nämlich alles andere als Top. Selbst Aufnahmen unter besten Lichtbedingungen sind teilweise sehr grobkörnig geraten. An ein hereinzoomen - besonders auf scharfkantige Oberflächen oder Schrift ist da leider nicht zu denken. Ähnlich verhält es sich mit der Frontkamera - mal ist ein gutes Foto dabei, meistens wirken die Aufnahmen aber allesamt verwaschen, nicht ganz farbecht und mit starkem Bildrauschen. Ob ich den Blitz im dunklen Zimmer nun benutzt habe oder nicht, hat übrigens kaum etwas am Ergebnis verändert. Da scheint es zum Einen an der Abstimmung zwischen Blitz und Auslöser zu hapern und zum anderen ist das Kameralicht sowieso etwas schwach auf der Brust und taugt so auch als Taschenlampe nur bedingt.

31.png 32.png
Das Kamera-UI finde ich nicht sehr gelungen
41.jpg 42.jpg
Annehmbare Fotos sind mit diesem Smartphone leider ein Zufallsprodukt43.jpg
44.jpg 45.jpg 46.jpg
47.jpg 48.jpg 49.jpg 50.jpg

Ganz kurz zur Akkulaufzeit: Die war in Ordnung. Der 2.200mAh Akku bringt einen locker über ein oder zwei Tage - 720p-Auflösung und gedrosseltem Prozessor sei dank. Unter der Rückseite verbergen sich ein microSIM-Schacht, eine zweite Standard-SIM kann ebenfalls parallel betrieben werden und außerdem gibt es dort auch einen microSD-Kartenslot. Neben 4G, Wlan und Bluetooth 4.0 gibt es auch noch eine FM-Antenne. Auf NFC muss man dagegen verzichten, ebenso, wie auf eine Benachrichtigungs-LED. Das Valencia2 Pro Y100 wiegt etwa 122 Gramm und misst 14,3 x 7,2 x 0,94cm. Damit ist es einerseits recht leicht und andererseits etwas größer als vergleichbare 5-Zoller - das liegt unter anderem an den kapazitiven Tasten.

Fazit
Mit $120 ist das Valencia2 Pro auf den ersten Blick recht günstig und lockt dabei auch noch mit einer 13-Megapixel-Kamera, Dual-SIM 4G/LTE und edlem Design samt HD-Display. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung gibt es von mir nach dem Testlauf dennoch nicht. Zwar läuft das Smartphone mit Android 5.1 (Lollipop) und 2GB RAM im Alltag recht flott, auf der anderen Seite ist die UI sehr speziell und funktioniert an seinen individuellen Stellen, wie der Gestensteuerung, nicht so wie versprochen. Sony Sensor und 13-Megapixel hin oder her - die Fotos sind im Ergebnis keine Augenweide und der schnelle Schnappschuss ist alles andere als gesichert. Das sind alles Faktoren, bei denen beim Gelegenheitskäufer in diesem Preissegment schnell Frust aufkommt. Selbiger hat nämlich nach meinem Verständnis keine Lust, sich durch lange Menüs zu quälen und viele alternative Apps herunterzuladen, bzw. Dienste erst nachträglich einzurichten. In Zeiten in denen Motorola oder Archos in Deutschland verfügbare Budget-Smartphones mit purem Android anbieten, die so wie gekauft einfach rund funktionieren, kann ich mir nur schwer vorstellen, Modelle wie dieses Doogee zu vermitteln. Da reicht die stabile Performance im Alltag und der wirklich gute Sound per Kopfhörer nicht aus. Dann lieber doch 30 - 50 Euro mehr investieren und dafür auch bestimmt mindestens 18 - 24 Monate Freude am Gerät haben. Es gibt viele China-Smartphones, nach denen wir uns hierzulande völlig zu Recht die Finger lecken - das Valencia2 Pro Y100 gehört allerdings nicht dazu.

61.jpg 62.jpg
Pics: Android-Hilfe.de

Diskussion zum Beitrag
(im Forum "Doogee Allgemein")

Weitere Beiträge auf Android-Hilfe.de
OnePlus 2 im Hands-On: Ist es die Warterei wert? [Review]
Honor 6 Plus im Hands-On: So viel Speicher für so wenig Geld? [Review]
Allview X1 Xtreme Mini im Hands-On: 4,7-Zoller mit rumänischen Wurzeln [Review]
 
  • Danke
Reaktionen: Miss Montage, don_giovanni, Pharao373 und 2 andere
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen

Kekser
Antworten
0
Aufrufe
2.064
Kekser
Kekser
J
Antworten
0
Aufrufe
2.375
JSt225
J
P-J-F
  • Gesperrt
  • P-J-F
Antworten
0
Aufrufe
4.872
P-J-F
P-J-F
Zurück
Oben Unten