MARIIIO schrieb:
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Ich finde, die 8MP-Cam meines SGS2 ist eines der sinnvollsten Features des Smartphones überhaupt!!! Ich muss keine extra-Digicam mit mir herumschleifen, und für Fotos unterwegs reichts allemal! Ist aber natürlich ansichtssache...
Das hat nichts mit Fortschrittsverweigerung zu tun, und natürlich ist es toll, eine gute Digitalkamera im Handy zu haben. Aber 8 MP führt in einem Smartphone in der Mehrheit der Fälle zu schlechterer Bildqualität und nicht zu besserer!
Die Qualität von Bildern bestimmt sich aus einer Vielzahl von Faktoren. Die Auflösung ist einer davon. Klar ist es theoretisch besser, mehr Pixel zu haben, denn dann kann ich endlich auch Posterabzüge von meinen Smartphone-Bildern machen und dann mit dem Auge ganz nah herangehen und sehe immer noch keine Pixel.
Aber in der Praxis schaut man sich mindestens 99 % der Bilder auf Computermonitoren oder Fernsehern oder Tablets oder Smartphones an oder auf Ausdrucken (normal große Abzüge, Fotobücher), auf denen sowieso die Pixelzahlen stark reduziert sind. Ein Full-HD-Fernseher hat gerade einmal 2 MP, die meisten Standardmonitore heute ebenfalls. Ein extrem guter Computermonitor wie der des neuen MacBookPro oder High-End-Monitore haben Auflösungen von ca. 4 bis 5 MP. 8 MP bringen da Null Vorteil.
Bei normalen Betrachtungsabstand von Druckwerken gilt 300 ppi als ungefähre Grenze, ab der eine höher Auflösung nicht mehr viel bringt. Wer extremen Wert auf Qualität legt, druckt mit 400 ppi. Mehr gibt es praktisch kaum, weil man mit dem Auge extrem nah, mit nur noch wenigen cm Abstand, rangehen müsste, um noch einen Unterschied zu sehen, und nur sehr junge und gesunde Augen sehen da überhaupt noch scharf. So nah geht aber niemand ran, weil man ja in der Regel das ganze Bild sehen will und nicht nur einen winzigen Ausschnitt.
Es gibt also irgendwo eine Grenze, ab der das Auge einfach die zusätzlichen Details im Bild gar nicht mehr erfassen kann. Man kann nicht eindeutig dagen, wo die liegt, aber spätestens bei etwa 5 MP ist Schluss, Verbesserungen sind kaum noch wahrnehmbar, oder nur für Menschen mit extrem guten Augen.
Die einzige Ausnahme, wo mehr MP da noch einen Vorteil bringen, sind Ausschnittvergrößerungen. Da habe ich bei mehr MP natürlich Reserven. Und bestimmte Bildbearbeitungsalgorithmen können die zusätzliche Information verwerten und daraus bessere Bilder errechnen.
Aber was handelt man sich damit ein?
- Mehr Daten, dadurch mehr Platzverbrauch, langsamere Datenübertragung, langsamere Anzeige und Verarbeitung - sicher das unwichtigste Argument und durch technischen Fortschritt bei Speicherkarten, Prozessoren, Netzen verschmerzbar, aber ich will es nicht unerwähnt lassen.
- Viel wichtiger aber: Die Pixel auf den Smartphone-Sensoren werden so klein, dass auf ein einzelnes Pixel kaum noch Licht trifft. Bei hellem Sonnenschein kein Problem, aber sobald es etwas düsterer wird ... Das Bildrauschen nimmt stark zu, die Farben und Kontraste werden flauer, die Bilder wirken einfach flach und kontrastarm. Zwar wird dem mit viel Software-Aufwand immer besser entgegengerechnet, aber wo die Grundinformation fehlt, kann man nicht zaubern. Und die erforderlichen Belichtungszeiten werden länger, dadurch verwackeln Bilder viel leichter.
- Und nicht zuletzt: In den meisten Smartphones lassen die verbauten Linsen und Filter das Licht gar nicht so fein aufgelöst durch, wie es der Sensor entgegennehmen kann. Der Sensor schafft tolle 8 MP, aber das Bild, das zu ihm durchdringt, ist so "verschwommen", dass ein 5-MP-Sensor dasselbe Ergebnis brächte.
Natürlich wird die Technik immer besser, und heute schafft man mit 8 MP ein Rauschverhalten und Kontrastwerte, die früher nur bei 3 MP erreicht wurden. Aber man kommt mittlerweile einfach an physikalische Grenzen. Man treibt in den Laboren extremen Aufwand, um möglichst mit noch mehr MP immer noch für die meisten akzeptable Bilder hinzubekommen, denn für die meisten Kunden ist die MP-Zahl das wichtigste, oft einzige Kriterium, an dem sie sie Bildqualität beurteilen.
Doch wenn man wirklich gute Bildqualität will, dann muss man entweder die Sensoren und Optiken viel größer machen oder die MP-Zahlen reduzieren.
Das macht man aber in Smartphones nicht und auch bei Kameras nur selten, weil es sich so schlecht verkauft. Die MP-Zahl ist für Kunden einfach zu begreifen, tatsächliche Bildqualität zeigt sich erst in der Praxis, und selbst dann fehlen meist Vergleichsmöglichkeiten.
Nur Modelle, die sich an ambitionierte, erfahrene Fotografen richten, kommen meist auch mit weniger MP aus. Etwa die G- und S-Serien der Kompaktkameras von Canon. Während die preiswerteren Consumer-Modelle mit 16 Megapixeln protzen, bescheiden sie sich mit 10 MP - weil die Kunden, die diese Kameras kaufen, wissen, worauf es ankommt, und dass sie mit 10 MP viel bessere Bilder machen können und viel mehr Möglichkeiten haben.
Nikons Topmodelle bei den DSLRs, die D3s und D4, haben gerade einmal 12 bzw. 16 MP, bei Sensoren, die ein zigfaches der Fläche bieten. Diese Kameras kosten locker 5000 Euro - und machen außerhalb von Studios die besten Fotos der Welt! Speziell für Studioaufnahmen gibt es noch die D3X mit 24 MP - die verwendet man aber nur in Studios, wo es immer perfekte Beleuchtung gibt und mit viel Stativen gearbeitet wird.