Liebes Forum,
manchmal braucht es ein paar freie Tage um Weihnachten, um Zeit zum Antworten zu finden. Ja, ich war erfolgreich und versuche für künftige Opfer kurz zusammenzufassen, wie ich das Problem gelöst habe:
Das Ausgangsproblem habe ich ja in meinem ersten Post skizziert. Siehe sonst zunächst noch einmal dort.
Teil 1. An die Daten im wassergeschädigten Handy rankommen (MyPhoneExplorer, Fernsteuerung "Find my mobile"):
Zunächst einmal ein paar Worte zu dem, wie ich die Daten von meinem wassergeschädigten Handy herunterbekommen habe:
Durch den Wasserschaden bei meinem Samsung Galaxy S9 hatte sich der Akku zwischenzeitlich aufgebläht und die Handyabdeckung geöffnet (aufgesprengt), so dass ich freien Zugang zum Innenleben hatte. Ich habe ein paar Mal versucht, das Handy so neu zu starten. Entweder es erschien auf dem Display ein Warndreieck und die rote LED blinkte. Oder das Display blieb einfach tot. Weil ich nichts zu verlieren hatte, habe ich das Handy ans Netzteil angeschlossen und vorsichtig auf einige der Teile im Innenleben etwas Druck ausgeübt (in der Hoffnung, irgendwelche Kontakte wieder "zurechtzurücken").
Irgendwann hat sich das Handy einmalig auf wundersame Weise gestartet, so dass auf dem Display mein Sperrbildschirm zu sehen war. Leider funktionierte die Touchfunktion von meinem Display nicht, d.h. ich hatte keine Chance, den Bildschirm zu entsperren. Aber ich konnte sehen, dass das WLAN Verbindung hat! Bingo! Sofort habe ich auf meinem Computer MyPhoneExplorer (MPE) gestartet und mich per WLAN mit dem Handy verbunden. Auf diese Weise konnte ich - trotz gesperrtem Bildschirm - mein Handy mit dem PC synchronisieren (da ich mein Handy laufend synchron halte, ging es mir hier einzig und allein um die letzten paar Fotos, die ich im Schwimmband noch kurz vor dem Wasserschaden aufgenommen hatte!). Danach ging das Handy wieder aus und ließ sich nicht mehr neu einschalten. Jetzt kamen immer nur noch die Fehlermeldungen à la Warndreieck.
Ohne eingeschaltetes Netzteil machte das Handy zudem überhaupt gar nichts, so dass ich jetzt auch davon ausgehen musste, dass der aufgeblähte Akku den letzten Strom verbraucht hatte. Im Internet habe ich gelesen, dass manche Handys zum Funktionieren
zwingend einen Akku benötigen (d.h. es reicht nicht aus, dass sie am Netzkabel angeschlossen sind und Strom aus der Steckdose haben). Daher habe ich mir bei Ebay einen billigen 6 Eur-Ersatzakku fürs Handy bestellt.
Diesen Ersatzakku habe ich angeschlossen + Netzteil eingesteckt. Dann habe ich ein paar der Steckverbindungen im Handy auseinander- und wieder zusammengesteckt. Das Display war zwischenzeitlich komplett tot (überhaupt kein Bild, auch kein Warndreieck). Aber: ich hatte vom Vibrationsverhalten und von der LED den Eindruck, dass das Handy prinzipiell startet (nur dass man halt kein Bild sieht). Der Akku wurde während des Betriebs sehr warm, daher habe ich ein Coolpack aufs Handy gelegt. Dann habe ich einen USB-Hub ans Handy angeschlossen und an den Hub meine Bluetooth-Dongles für externe Maus und Tastatur, außerdem meinen Monitor via HDMI und das Netzteil via USB-C (ich habe so ein USB-Hub von Ugreen mit zwei USB-A-Steckplätzen, einem USB-C-Steckplatz fürs Ladekabel und einen HDMI-Steckplatz, so dass ich durch den Hub laden und gleichzeitig die USB-/HDMI-Funktionen nutzen kann).
Und siehe da: auf meinem Monitor erschien mein Handy-Sperrbildschirm! Aus irgendeinem Grund konnte ich aber den Sperrbildschirm nicht mit der externen Maus entsperren. Dazu habe ich dann auf meinem Computer die Webseite "Find my mobile" von Samsung geöffnet und mein Handy "geortet". Weil ich diese Option seinerzeit aktiviert hatte, konnte ich nun per Fernsteuerung das Display entsperren! Jetzt konnte ich per externe Maus und Tastatur Whatsapp auf dem Handy öffnen (wenn ich mich richtig erinnere, musste ich Whatsapp per Freischaltcode wieder auf meinem S9 aktivieren, da ich es ja zwischenzeitlich ein paar Tage lang auf meinem neuen Handy S20 genutzt hatte(*)). Und dann habe ich zügig ein vollständiges Backup in GoogleDrive angefertigt. Außerdem habe ich das gesamte Whatsapp-Verzeichnis auf eine externe Speicherkarte kopiert. Bei der Gelegenheit habe ich dann einen kleinen Rundgang durchs Handy gemacht und geschaut, ob es nicht doch noch andere Dinge gibt, die ich sichern möchte (App-Einstellungen, Textbausteine usw. usw.).
Teil 2. Whatsapp-Versionen zusammenführen und auf neuem Handy zum Laufen bringen (Backuptrans):
Nun hatte ich also (1) auf meinem neuen Handy Samsung S20 eine Whatsapp-Version mit ca. 2 Wochen alter Chat-Historie, (2) eine Verzeichniskopie von meiner alten Whatsapp-Version von vor ca. 2 Wochen von meinem kaputten Handy und (3) eine Backup-Version von meiner alten Whatsapp-Version von vor ca. 2 Wochen von meinem kaputten Handy in der Google-Cloud.
Danach habe ich zwei Softwarefirmen angeschrieben und gefragt, ob deren Software die Möglichkeit hat, beide Whatsapp-Versionen zu vereinen. Zum einen war das die Software "Android WhatsApp Transfer for Windows(Personal Edition)" von der Firma "Backuptrans" (
www.backuptrans.com) und zum anderen die Software "Dr. Fone" von der Firma "Wondershare". Backuptrans hat recht schnell geantwortet und geschriebene, dass deren Software zwar Whatsapp-Chatverläufe vereinen kann (also was ich brauche), diese aber nur aus einem Handy herausextrahiert werden können (man kann also nicht ein gesichertes Verzeichnis, wie ich es hatte, mit der Software auslesen). Die Firma Wondershare hat erst sehr viel später geantwortet und ich hatte nicht den Eindruck, dass deren Software mein Problem lösen kann. Aus dem Bauch heraus habe ich mich also für die Software der Firma Backuptrans entschieden. Kostenpunkt (Stand 13.11.2022): 19,95 USD + Umsatzsteuer = 23,74 USD (d.h. ca. 20 Eur). Online-Kauf per Kreditkarte und Download haben problemlos funktioniert. Der Vollständigkeit halber: meine Version heißt "Backuptrans Android Whatsapp Transfer v3.2.179".
Nun fasse ich ein wenig für ggf. künftige Nutzer zusammen, wie die weiteren Schritte aussahen (vor allem weil
ich mir vor dem Kauf gerade das nicht gut vorstellen konnte, nämlich wie die Software funktionieren/arbeiten würde; auch im Netz/Youtube habe ich dazu keine detaillierten Infos gefunden, teilweise nur wüste Beschimpfungen in anderen Foren, dass die Software kompliziert sei...). Ich überspringe jetzt einige Schritte/Fehlversuche und beschränke mich hier auf die wesentlichen Aspekte, sonst wird es zu unübersichtlich. So wird aber zumindest das Prinzip klar:
Zunächst einmal habe ich wieder mein Whatsapp auf meinem neuen Handy S20 aktiviert (per Bestätigungs-SMS und/oder -Anruf mit Eingabecode(*)). Dann habe ich die gekaufte Backuptrans-Software auf meinem PC installiert (Win 10) und mein Samsung S20 per USB-Kabel mit dem Computer verbunden. Damit es funktioniert, muss im Handy die Debugging-Funktion aktiviert sein (s. andere Foreneinträge dazu), da sonst der Funktionsumfang um die USB-Verbindung eingeschränkt ist. Backuptrans erkennt dann sofort, dass ein Handy angeschlossen ist.
Backuptrans macht nun folgendes: es spielt eine weitere Software auf das Handy ("AppClone", kostenfreie Version, daher mit Werbung verseucht). In dieser Handy-App, welche eine Art virtuelle Zweit-Handyoberfläche im Handy generiert, wird nun Whatsapp geklont und läuft ein zweites Mal auf dem Handy (eigentlich ist diese Lösung für Personen gedacht, die zwei unterschiedliche Whatsapp-Accounts auf einem Handy nutzen wollen/müssen). Offenbar kann die Software Backuptrans nur mit dieser geklonten Whatsapp-Version kommunizieren (so erkläre ich mir diesen Umweg, den man machen muss; sprich: Backuptrans kann offenbar nicht aus der Original-Whatsapp-Version im Handy Chatinformationen ziehen). Diese geklonte Whatsapp-Version musste natürlich zunächst wieder per Freischaltcode per SMS/Anruf aktiviert werden(*). Backuptrans zieht nun den gesamten Chatverlauf inkl. Medien aus der Whatsapp-"Haupt"-Version und überträgt sie in die geklonte Whatsapp-Version sowie gleichzeitig auf die PC-Oberfläche. Nun hat man also im Computer den gesamten Whatsapp-Chatverlauf inkl. Medien. Und man kann übrigens die geklonte Whatsapp-Version ganz normal weiter nutzen und weiter damit kommunizieren.
Wer an dieser Stelle möchte, kann den Chatverlauf nun am PC z.B. als HTML oder als PDF oder als CSV exportieren und auf seinem Computer als Sicherungskopie ablegen (die Datei-Versionen haben jeweils ihre Schwächen, aber das kann ja jeder selbst für sich ausprobieren und entscheiden).
Als nächstes habe ich mein Whatsapp auf dem Handy platt gemacht (= alle Daten gelöscht), neu gestartet, per Freischaltcode von Whatsapp(*) aktiviert und die Backup-Version aus der Google-Cloud draufgespielt, so dass ich nun in meinem neuen Handy S20 die alte Whatsapp-Version von vor zwei Wochen von meinem wassergeschädigten S9 drauf hatte (also die Version, die ich vorhin noch von meinem S9 mühsam gesichert habe). (Weil ich nicht wusste, wie das alles ausgehen würde, hatte ich zuvor noch vorsichtshalber eine Verzeichniskopie von meinem neuen Whatsapp angefertigt und extern gespeichert.) Danach musste ich wieder die geklonte Whatsapp-Version neu starten (wieder per Aktivierungscode(*)). Und danach wieder Handy per Kabelt mit dem PC verbunden: Backuptrans hat nun die neu aufgespielte (= "zweite" / "alte") Chat-Version in die geklonte Whatsapp-Kopie und gleichzeitig auf den PC übertragen. In Backuptrans konnte man dabei verfügen, dass die zu sichernde Whatsapp-Version in die bereits bestehende integriert werden soll (alternativ hätte man innerhalb der Software eine neue Datenbank aufmachen könnten, sprich: man
muss die Versionen nicht zwingend mischen; in meinem Fall ging es mir ja aber
gerade darum).
Nun hatte ich also in dem PC-Programm Backuptrans eine Mischung beider Chatverläufe in einer Datenbank. Bingo! Nun habe ich die geklonte Whatsapp-Version im Handy wieder platt gemacht, neu gestartet, neu aktiviert(*) und Backuptrans aufgefordert, den gemischten Chatverlauf zurück ins Handy zu spielen. Unterm Strich hatte ich nun die gewünschte "Master"-Whatsapp-Chat-Version (bestehend aus altem und neuem Chatverlauf) in meiner geklonten Whatsapp-Version. Nun habe ich im geklonten Whatsapp ein Backup ins GoogleDrive erzwungen. Und damit war das Kunststück vollbracht: in meiner Google-Cloud lag nun eine gesicherte Whatsapp-Chat-Version, die alt und neu beinhaltet hat. Jetzt habe ich AppClone deinstalliert, Whatsapp (also die "echte" Version) wieder platt gemacht, neu gestartet, per Freischaltcode aktiviert(*) und die Backup-Version von GoogleDrive runtergeladen. Fertig!
Noch einige Anmerkungen:
Zu den o.g. Stern-(*)-Einträgen: Jede Whatsapp-Neuaktivierung erfordert die Zusendung eines Freischaltcodes entweder per SMS oder per Anruf von Whatsapp (damit verifiziert man, dass man der Inhaber der Mobilfunknummer ist). Aber: Mit jedem Neuaufsetzen verlängert sich der zeitliche Abstand bis ein neuer Code gesendet wird (offenbar eine Sicherheitsfunktion bei Whatsapp). Bei meinen letzten Neuaktivierungen hat es sogar bis zu 72 h (!!) gedauert, bis ich mir einen neuen Code zusenden lassen durfte. D.h. die oben beschriebenen Prozesse, die ich hier gebündelt darstelle, haben sich bei mir über mehrere Tage gezogen. Vielleicht hätte man hier und da einige Schritte geschickter bündeln können, aber ich habe dies ja zum ersten Mal gemacht und einige Fehlversuche gehabt. D.h. einige der Neuaktivierungen von Whatsapp (echte Version und geklonte Version) hätte ich mir vielleicht sparen können. Bedenkt auf jeden Fall, das zu häufiges Neuaufsetzen von Whatsapp mit zunehmend langen Wartezeiten "bestraft" wird... Immerhin wird Whatsapp nicht vollständig gesperrt (davor hatte ich ein wenig Angst, nämlich das man meine Wiederherstellungsaktionen als suspekt wertet und mein Konto gänzlich sperrt...).
Wenn man ein Backup des Chatverlaufes ins Programm Backuptrans gezogen hat und zwischenzeitlich neue Chatnachrichten im Handy eintrudeln, dann kann den Backup-Schritt beliebig oft wiederholen und es werden nur noch die Änderungen in die PC-Software geholt. Ich habe die o.g. Prozesse alle abends/nachts gemacht, daher bin ich während des Backups nicht durch neue Chatnachrichten "gestört" worden.
Wer sich nun fragt, ob sich der Whatsapp-Chatverlauf äußerlich irgendwie ändert durch die Wanderung von Handy => PC => Handy => Cloud => Handy, dem sei gesagt: ja, gewisse Änderungen passieren. Nämlich: Grundsätzlich gilt/kennt man ja: Wenn man im Whatsapp-Verzeichnis im Handy nicht benötigte Fotos löscht (z.B. weil man sie herauskopiert und außerhalb Whatsapp gesichert hat), dann erscheint im Whatsapp-Chat eine schlecht aufgelöste Version des entsprechenden Fotos (Thumbnail) mit einem Download-Button. D.h. man könnte bei Bedarf das Bild neu herunterladen (oder aber es kommt die Fehlermeldung, wenn man daraufdrückt, dass die entsprechende Mediendatei nicht vorhanden ist). D.h. Whatsapp ersetzt gelöschte Fotos durch kleine Thumbnails ("Miniaturansichten") mit Re-Download-Funktion. Backuptrans kann offenbar damit nicht umgehen bzw. diesen Stand so nicht wiederherstellen. Stattdessen wandelt Backuptrans diese Miniaturbilder in "normale Bilddateien" um und integriert diese in den Chatverlauf. D.h. nach dem Wieder-ins-Handy-Hochladen des Chatverlaufs erscheinen an Stelle der gelöschten Bilder schlecht aufgelöste Miniaturansichten, die allerdings keine Download-Funktion haben. Whatsapp tut stattdessen so, als handele es sich hier um die "echten" Bilder, aber halt in grottiger Auflösung. Unterm Strich läuft es aber auf dasselbe hinaus, was man vorher hatte. Der Charakter/Funktionsumfang der Bilder ändert sich also marginal. Mich stört es zumindest nicht.
Jetzt wo ich die Tücken der Whatsapp-Sicherung kenne, fertige ich täglich eine Backup-Version in meiner Cloud an und sichere das Whatsapp-Verzeichnis zudem täglich per MyPhoneExplorer auf die Festplatte. Die gekaufte Software Backuptrans benötige ich fortan nicht mehr. Man kann sie aber nutzen (für einige vielleicht interessant), um seinen Whatsapp-Chatverlauf via Whatsapp-Klon in den Computer zu ziehen und dort als HTML oder PDF abzulegen. Wenn man auf diese Weise eine Chat-Kopie hat, die im PC frei lesbar ist, dann kann man seinen Chatverlauf im Handy komplett löschen (vielleicht gibt es ja den ein oder anderen, der gerne sein Handy "aufräumen" möchte und dann lieber eine archivierte Chat-Version im PC hat).
Das war jetzt ein kleiner Roman, ich weiß. Ich beschreibe hier auch einen sehr speziellen Problemfall, den in dieser Form vermutlich nie eine andere Person erleben wird. Aber ich hoffe, dass vielleicht einzelne Teillösungsschritte für den ein oder anderen Suchenden von Hilfe oder zumindest eine Inspiration zur eigenen Problemlösung sein können.
Herzlichen Gruß und frohe Weihnachten!