Will man die Frage
Wie sinnvoll sind Smartwatches eurer Meinung nach?
beantworten, sollte man zu allererst einige Gedanken zu Wear OS, oder besser dessen Ansatz voranschicken. Wenn es um Software geht, ist Wear OS… nun ja Wear OS. Die neue Wear OS-Oberfläche ist aus meiner Sicht eine tolle Sache, denn sie verbessert die Plattform enorm. Einfacher Zugriff auf Google Fit, den schnelleren Assistenten, und verbesserte Benachrichtigungen. Es ist noch lange nicht perfekt, aber es ist viel besser als seit der Premiere von Android Wear 2.0.
Das große Manko: viele vergleichen Wear OS direkt mit der Apple Watch, und das ist ehrlich gesagt kein fairer Vergleich mehr. Sie sind im Allgemeinen zwei völlig verschiedene Dinge. Wear OS fügt einer klassischen Uhr intelligente Funktionen hinzu, während die Apple Watch einen am Handgelenk getragenen Supercomputer darstellen soll. Als jemand, der immer eine traditionelle Uhr getragen hat, liebe ich den Wear OS-Ansatz, und meine Fossil Sport ist die bisher beste Version, die ich je ausprobiert habe. Eine Sache, die mir wirklich gefällt, ist, nicht an eine Plattform gebunden zu sein. Wenn Du eine Apple Watch kaufst, wird Dein nächstes Handy wahrscheinlich ein iPhone sein, denn wenn es das nicht ist, wird Deine Watch zu Schrott.
Aus Gründen, die mir völlig unbekannt sind, gibt es mehrere technische Nachrichtendienste, die immer wieder behaupten, dass Wear OS tot/sterbend ist. Sie könnten nicht viel weiter von der Wahrheit entfernt sein – Google hat im vergangenen Jahr regelmäßige Updates herausgebracht, ein großes Redesign begann im September, und ein weiteres großes Update ist in Vorbereitung. Die Plattform stagnierte definitiv, nachdem Android Wear 2.0 veröffentlicht wurde, aber jetzt gibt Google ihr etwas dringend benötigte Liebe. Benachrichtigungen sind inzwischen viel einfacher zu verwalten, der Google Assistant wird kontinuierlich verbessert und das gesamte Betriebssystem ist deutlich schneller. Es gibt noch einige Aspekte, die verbessert werden könnten, wie die begrenzte Auswahl an Anwendungen von Drittanbietern, aber ich bin zufrieden mit Wear OS in seiner aktuellen Form.
Wäre auch jeder Otto Normalverbraucher mit der Anschaffung einer Smartwatch gut beraten? Da bin ich mir nicht so sicher. Ich bin ein effizienzvernarrter Nerd mit zu vielen Internetkontakten, der ständig unterwegs ist und das Glück hatte, mal eben 270 Euro übrig zu haben. Bei einer Smartwatch handelt es sich um einen Hilfscomputer am Handgelenk, was mit einer herkömmlichen Armbanduhr in vielerlei Hinsicht noch weniger gemeinsam hat, als ein Smartphone mit einem verkabelten Wählscheiben-Telefon. Ein Smartphone ist nicht in erster Linie ein Ersatz für ein altmodisches Kabel-Telefon oder 90er-Jahre-Handy. Es stellt vielmehr einen tragbaren Internetanschluss dar, mit dem sein Besitzer jederzeit mit Freunden oder der Arbeit in Kontakt bleiben kann. Das kann für so ziemlich Jedermann ein Gewinn sein.
Den kleinen Hilfscomputer kann man meiner Meinung nach vor allem dafür gebrauchen, zu viel Internet besser zu managen. Der Vorwurf an die Smartwatches der ersten Generation, ein vorhandenes Accessoire vom Handgelenk zu verdrängen, wird heute de facto ad absurdum geführt. Dies liegt vor allem an den weitreichenden Möglichkeiten der Individualisierung und Personalisierung. Zudem merkt man, dass sich der Trend der Smartwatch, wieder allen Erwartungen, doch beginnt durchzusetzen. So wurden im vergangenen Jahr erstmals mehr Smartwatch es verkauft, als Schweizer Armbanduhren. Für mich hat sie sich inzwischen zur unabdingbaren Erweiterung meines Smartphone gemausert, die zudem ein stilvolles, und traditionell wirkendes Modeaccessoire darstellt.