4. Flashen / Root und was alles dazugehört
Bezüglich der Begriffe "rooten", "flashen", "Firmware", "Kernel", "CWM", "EFS" usw. siehe bitte Glossar! Hier muss man jeden dieser Begriffe präzise kennen, ohne extra dafür nachsehen zu müssen.
Versionsnummern:
Samsung Firmwares sind nicht konsistent durchnummeriert. Ich versuche hier mal, meinen Kenntnisstand wiederzugeben.
Eine Firmware besteht immer aus PDA, Modem und CSC (auch die einteiligen, s.u.). Interessant ist dabei nur der PDA Teil. Der heißt z.B.:
XXLB1
XX ist dabei die Region, für die sie gemacht wird. Europäische Firmwares haben immer XX oder XW als Anfang.
LB1 ist die eigentliche Firmware Version. L steht dabei für das Jahr (2012, K = 2011), B für den Monat (Februar, A = Januar, C=März, L = Dezember, ...). Die 1 ist die erste releaste Firmware des Monats. KL7 ist damit die 7. Firmware aus Dezember 2011.
Leider ist das Nummerierungsschema nicht mehr konsistent, sobald es einen größeren Versionswechsel in den Firmwares gibt. Beim i9000 war es damals z.B. der Wechsel von Android 2.1 auf 2.2, bei dem Samsung das Schema verlassen hat. Hier beim Note steht es offensichtlich bei Wechsel von 2.3 auf 4.0 an. Denn die ersten Leaks für ICS heißen "LP1": Einen Monat "P" gibt es aber nicht ...
Witzigerweise war es beim i9000 genau so. Da hießen die 2.2 Firmwares damals auch "JPx". Als dann mit Android 2.3 das dritte Update fürs i9000 kam, hießen die Firmwares "JVx". Damit wissen wir als Note User schon, was uns erwartet, sollte es ein Jelly Bean Update geben ...
Bezugsquellen:
Samsung Firmwares gibt es hier:
https://www.android-hilfe.de/forum/...samsungs-gesamt-software-firmware.518903.html
Daneben bietet sich das hier an:
https://www.android-hilfe.de/forum/...-rom-kernel-modem-tools-tutorials.273292.html
Außerdem gibt es praktisch zu jeder neuen Samsung Firmware hier im Forum einen spezifischen Thread mit Links, Hinweisen, Bugs und Nutzererfahrungen.
Aufbau einer Firmware:
Eine Firmware besteht aus verschiedenen Komponenten:
- Bootloader (primary und secondary): Beinhaltet u.a. den Download-Mode
- Kernel: Siehe Glossar
- Modem: Die Firmware für das Mobilfunkmodem
- Cache: Beinhaltet brandingspezifische Inhalte, wird üblicherweise als "CSC" bezeichnet. Cache heißt das Datenfile, da die CSC Inhalte in der Cache Partition zwischengespeichert werden, um nach dem ersten Boot im Basisimage (FactoryFS) hinzugefügt zu werden.
Die CSC ist unterschiedlich für jeden ProductCode (siehe ProductCode). Es gibt Multi-CSCs, die Daten für mehrere ProductCodes enthalten.
- FactoryFS: Die eigentliche System Partition. Also quasi die Basisfirmware und damit Hauptbestandteil jeder Firmware.
- Param: Einige wichtige Betriebsparameter.
- UMS: Der Inhalt der internen SD (Werbe Videos, Samsung MP3s, ...)
- Data: Initialisierung für die Daten Partition
- EFS: Ist in einigen low-level Firmwares enthalten. Leert EFS! Auf keinen Fall flashen! Niemals! Siehe EFS Backup!
Nicht alle Bestandteile sind zwingend erforderlich. Die KL7 bestand z.B. nur aus Kernel, Factoryfs und Cache. Die KL8 beinhaltet alles.
Diese Komponenten können in verschiedenen TAR Dateien zusammengefasst werden. TAR Dateien können mit Odin geflasht werden (siehe Flashanleitung). Häufige Konstellationen sind "3-teilige" Firmwares (oder auch low-level Firmwares) oder "1-teilige" Firmwares (oder auch Update Firmwares). Meistens gilt die Faustformel: 3-teilige Firmwares löschen alle Daten und Einstellungen beim Flashen, 1-teilige Firmwares erhalten sie. Darauf kann man sich aber nicht 100% verlassen. Man kann einfach eine 1-teilige Firmware bauen, die alles löscht.
Die Aufteilung ist üblicherweise:
3-teilige Firmeware:
- PDA (Bootloader, Kernel, FactoryFS, Param, data, cache) Diese Datei heißt in den Archiven meistens CODE_... PDA nennt man sie, da man sie ins PDA Feld des Flashprogramms einfügt.
- Modem (Modemfimware)
- CSC (Cache)
Hier gibt es 2x Cache. Die Cache im PDA initialisiert dabei nur die Partition. Die Cache im CSC flasht den Inhalt.
1-teilige Firmware:
- PDA (Bootloader, Kernel, FactoryFS, Param, Modemfirmware, Cache). Diese Datei heißt in den Archiven meistens CODE_... PDA nennt man sie, da man sie ins PDA Feld des Flashprogramms einfügt.
Man erkennt: in der einteiligen Firmware fehlt "data". Genau darüber entscheidet sich, ob alle Apps und Daten gelöscht werden. Die sind in der data Partition gespeichert. Wird die data Partition beim Flash überschrieben, ist alles weg. Hinweis: Es gibt auch CSC Dateien, die ohne Data einen Wipe ausführen. Die sind aber üblicherweise nur in 3-teiligen Firmwares anzutreffen.
Hier habe ich mal die Partitionierung auseinander genommen, damit klar wird, wo der Speicher im Note bleibt, und welcher Platz für die Firmware verwendet wird:
Code:
[U][B]Zweck Name Größe (Sect) Größe Blockdevice Mountpoint[/B][/U]
Bootsektor BOOT 0 0
EFS EFS 160 20.971.520 Byte mmcblk0p1 /efs
Primary Bootloader PBL 10 1.310.720 Byte
Secondary Bootloader SBL2 10 1.310.720 Byte
Param PARAM 64 8.388.608 Byte mmcblk0p4 /mnt/.lfs
Kernel Kernel 64 8.388.608 Byte
Recovery Recovery 64 8.388.608 Byte
Cache Cache 1600 209.715.200 Byte mmcblk0p7 /cache
Modem Firmware Modem 128 16.777.216 Byte
Systempartition FACTORYFS 6816 893.386.752 Byte mmcblk0p9 /system
Interner Speicher DATAFS 16384 2.147.483.648 Byte mmcblk0p10 /data
interne SD (16GB) UMS 90752 11.895.046.144 Byte vold:179:11 /mnt/sdcard
interne SD (32GB) UMS 209088 27.405.582.336 Byte vold:179:11 /mnt/sdcard
hidden Partition HIDDEN 4096 536.870.912 Byte mmcblk0p12
Downloadmode:
Will man mit Odin flashen, muss man in den Downloadmode. Der Begriff kommt in den Flashanleitungen oft vor. In den Downloadmode kommt man so:
- Note ausschalten
- Vol Down + Home + Power gleichzeitig drücken und festhalten
- Warten, bis der Download Hinweis kommt und alle Tasten loslassen
Nach der Warnung vor Custom ROMs drückt man dann noch mal die geforderte Taste und ist im Downloadmode.
Downloadmode verlassen: Ist man mal irrtümlich im Download Mode gelandet, dann kann man ihn einfach verlassen, indem man 10 Sekunden lang die Powertaste drückt. Hinweis: 10 Sekunden sind lang.
Noch länger.
Verdammt lang.
Wirklich ..... laaaaaang. So, jetzt geht es.
Recoverymode / CWM:
Über eine andere Tastaturkombination kommt man in den Recovery Mode. Je nachdem, welchen Kernel man installiert hat, landet man dabei im "Recovery 3e" oder im CWM. In den Recovery Mode kommt man so:
- Note ausschalten
- Vol Up + Home + Power gleichzeitig drücken und ca. 5 Sekunden lang gedrückt halten
- Dann alle Tasten loslassen
Im Recovery hat man verschiedene Optionen. In den Anleitungen, die auf spezifische Aktionen im Recovery angewiesen sind, ist dann erläutert, was genau man tun muss.
EFS Backup:
EFS steht für "Encrypted File System" und beinhaltet gerätespezifische Informationen, z.B. Informationen zum ProductCode und die IMEI. Ein schreibender Zugriff auf EFS ist extrem gefährlich, da dabei oft was schief geht, vor allem, wenn unvorhergesehene Schreibzugriffe erfolgen. Unvorhergesehene Schreibzugriffe erfolgen immer dann, wenn sich der ProductCode ändert, weil eine unpassende CSC geflasht wurde. Und deshalb geht dabei so oft die IMEI verloren.
Um Unfällen beim Flashen vorzubeugen, ist es sinnvoll, vorm Flashen ein EFS Backup anzulegen:
https://www.android-hilfe.de/forum/...474/fyi-backup-efs-folder-wichtig.161273.html
Wipe / Werksreset:
Wipen wird als synonym für einen Werksrest benutzt. Dabei werden alle Daten und Einstellungen gelöscht. Die aktuell installierte Firmware bleibt erhalten.
Ein Werksreset flasht nicht die Firmware, die beim Kauf des Geräte drauf war! Nur Apps und Daten werden gelöscht.
Es gibt drei Wege, einen Werksreset auszuführen:
- Im Menu "Einstellungen" -> "Datenschutz" -> "Aufwerkseinstellungen zurücksetzen"
- Im CWM/Recovery: Dafür bootet man in den Recoverymode und wählt "Wipe Data/Factory Reset" aus.
- Über die Tastenkombination *2767*3855#. Achtung: Diese Variante löscht auch die interne SD Karte.
Achtung: Wenn man als Bildschirmsperre "PIN" oder "Passwort eingerichtet hat, dann wird auch im Recovery der PIN / das Passwort abgefragt!
Warum wird so häufig ein Wipe / Werksreset empfohlen?
Ganz einfach: Weil es hilft. Im Detail:
Da die Situation komplex ist, zieht man es meistens vor, von einem definierten Ausgangspunkt zu starten. Das ist der erste Grund, warum der Werksreset meistens am Anfang der Lösungskette steht, vor allen anderen Versuchen. Das Schlimme ist: Die Erfahrung lehrt, dass ein Werksreset wirklich immer eine massive Verbesserung der Situation herbeiführt, was ja auch recht einfach zu erklären ist. Das ist der zweite Grund, warum der Werksreset immer zuerst angeführt wird. Wenn man dann noch die Erfahrung heranzieht, wie lange sich die Probanden mit dem Frickeln am System herumschlagen, und wie schnell ein System nach einem Werksreset wieder eingerichtet ist, dann ist das der dritte Grund. Außerdem ist es unglaublich bequem für den Hilfeleistenden, was dann wohl Grund Nummer vier ist.
Root:
Root bedeutet, sich Zugriffe auf Systemfunktionen zu holen, die man normalerweise nicht hat.
https://www.android-hilfe.de/forum/...e-warum-fuer-wen-root-unter-android.2394.html
Rooten kann man sehr einfach mit den signierten ZIPs von ChainsDD:
Superuser
Die kann man einfach mit dem Stock Recovery des Samsung Notes installieren. Anleitung:
- Superuser-X.Y.Z-arm-signed.zip (die jeweils aktuelle Version) herunterladen und auf die externe SD sichern
- Note ausschalten
- ins Recovery booten (siehe oben)
- "apply update from external storage" auswählen
- Hier die Superuser-X.Y.Z-arm-signed.zip auswählen und einige Sekunden warten
- Zurück gehen und "reboot system now" auswählen
Fertig. Busybox kann man anschließend aus dem Market installieren, sofern benötigt. CWM Kernel lassen sich nach dem Rooten mit Hilfe der gängigen Tools installieren. Anleitungen dazu:
https://www.android-hilfe.de/forum/...obile-odin-ohne-counter-erhoehung.241853.html
https://www.android-hilfe.de/forum/...galaxy-note.474/tut-root-the-note.161074.html
https://www.android-hilfe.de/forum/...7000-anleitungen-tipps-und-tricks.163472.html
In meinen Telefon-Informationen steht bei Kernel-Version "root@dell..." drin. Ist mein Gerät schon gerootet?
Antwort: Nein. Dort steht lediglich, welcher Nutzer auf welchem Rechner (nutzer@rechner) mal den Kernel gebaut hat. Offensichtlich arbeiten bei Samsung einige Entwickler als Root auf ihren Maschinen.
ProductCode:
Mein Lieblingsthema. Man erfährt ihn durch die Tastenkombination *#*#4387264636#*#* oder auch durch die App CheckFUS.
Der ProductCode gibt Auskunft über das Branding des Handys. Brandingfreie deutsche Handys haben den Code "DBT", von ursprünglich Debitel. Deshalb beinhalten brandingfreie deutsche Handys auch heute immer noch die Debitel Daten für APNs, Apps usw. Österreichische Geräte haben "ATO", die aus der Schweiz "AUT". T-Mobile Geräte "DTM", Vodafone "VD2", O2 "VIA" und E-Plus "EPL".
Der ProductCode ist u.a. auch für die Firmwareupdates via Kies verantwortlich. Also stellt bitte keine Fragen ala "Ich hab Firmware Version ..., aber Kies zeigt mir an, ich hab die aktuelle Firmware" bevor ihr nicht überprüft habt, ob das Update auch für euren ProductCode vorliegt.
Man sollte
immer eine Firmware flashen, die eine passende CSC für den eigenen ProductCode enthält. Tut man das nicht, verändert sich der ProductCode. Da im CSC kein passender Code enthalten ist, stellt er sich auf KOR. KOR ist ein FallbackCode von Samsung. Ein ProductCode KOR kann verschiedene Konsequenzen haben: Apps haben plötzlich koreanische Ausgaben, im Market werden nicht mehr alle Apps gefunden, es gibt Probleme beim MMS Versand.
Außerdem kann beim Wechsel des ProductCodes die IMEI flöten gehen. Damit ist das Handy nach aktuellem Wissensstand zerstört - es sei denn, man hat ein EFS Backup. Das kann man zurückspielen, um sein Handy zu retten.
Sollte man absichtlich den ProductCode verändern wollen (z.B. Debranding oder weg von KOR), dann muss man eine Firmware mit einer Multi-CSC flashen, die den gewünschten Code enthält. Anschließend gibt man auf der Telefontastatur ein
*#272*IMEI#* (Die IMEI erfährt man durch *#06#)
Dann kann man den Code ändern.
Achtung: Die Aktion löst einen Werksreset aus!
Backup:
https://www.android-hilfe.de/forum/...ab-ics-komplett-sichern-ohne-root.234764.html
https://www.android-hilfe.de/forum/...android-titanium-backup-my-backup.134149.html
https://www.android-hilfe.de/forum/...474/fyi-backup-efs-folder-wichtig.161273.html
Kies und Odin Verbindungsprobleme:
Häufig berichten Leute, dass Kies und Odin Schwierigkeiten haben, die Verbindung zu den Handys aufzubauen. Dabei laufen beide Programme von Windows XP bis Windows 8 einschließlich recht zuverlässig, lassen sich aber zuweilen durch externe Einflüsse stören. Besonders häufig spielt die Hardware eine Rolle. Samsung Geräte entnehmen dem USB Anschluss einen recht hohen Strom, das führt besonders bei Notebooks und vielen Hubs zu Problemen. Im folgenden hab ich eine kleine Sammlung aufgeführt, die man im Zweifel befolgen sollte.
- Benutzt ausschließlich (!) das originale Anschlusskabel aus dem Lieferumfang eures Handys. Nur wenn das Schwierigkeiten macht, kann man testweise ein anderes Kabel benutzen.
- Keine USB-Verlängerungskabel.
- Klemmt Samsung Geräte niemals an USB Hubs.
- Benutzt ausschließlich USB Anschlüsse, die direkt aufs Mainboard gelötet sind (also hinten am PC im ATX Anschlussfeld). Keine Front-USB Anschlüsse oder Anschlüsse in Erweiterungsschächten (die werden über lange Verlängerungskabel ans Mainboard angebunden)!
- Trennt alle anderen USB Geräte vom PC (auch Mäuse und Tastaturen! - zumindest testweise für den Verbindungsaufbau). Auf jeden Fall sollte das Samsung Handy einen USB Root Hub für sich allein haben.
- Benutzt keine Notebooks.
- Installiert Kies komplett, nicht nur die USB Treiber (macht häufig Schwierigkeiten).
- Kies bietet im Werkzeug Menu den Punkt "Verbindungsfehlersuche", der die Treiber sauber neu installiert und einrichtet. So sauber bekommt man es von Hand nicht hin.
- Zuweilen hilft es, Kies komplett zu deinstallieren. Nach der normalen Deinstallation kann man noch ein Tool drüber laufen lassen, dass Reste wegräumt: https://www.android-hilfe.de/attach...4611727-kies-deinstallieren-uninstallkies.zip Anschließend dann neu installieren.
- Deaktiviert alles, was Virenscanner oder Firewall heißt. Die stören Kies besonders oft. Aber auch andere Software kann Kies stören. Es ist unmöglich, dass alles aufzuzählen (=> siehe den letzten Punkt dieser Liste).
- Startet Odin als Admin! Sonst schmiert es gern ab.
- Wenn ihr Odin benutzt, müsst ihr alle Kies Prozesse beenden. Das muss manuell im Task Manager gemacht werden!
- Im Zweifel hilft eine frische Windows Installation.
Auch wenn sich einige Dinge merkwürdig und lästig anhören:
Jeder dieser Punkte ist wichtig! Es gibt für jeden dieser Punkte zahlreiche Rückmeldungen, dass die Befolgung Kies bzw. Odin Probleme gelöst hat.